Mit Volldampf ins 19. Jahrhundert, ist das Versprechen von D. Trump für seine
zweite Amtszeit. Damals war Isolationismus die Standardantwort auf Krisen jeder Art.
Die Einfuhrzölle
betrugen bis zu 48 Prozent, durchschnittlich. Im verklärten Rückblick prosperierte das Land.
Später kamen imperiale Ziele hinzu.
So versuchte die USA zur Jahrhundertwende
die Welt und insbesondere China durch den »Silber Mining Act« zu dominieren.
Auch dieses Mal stehen China und Europa auf der Abschußliste.
Solange sich die US-Demokraten selbst paralysieren, transportieren Trumpisten
sehr erfolgreich krude MAGA Phantasien in die breite Öffentlichkeit.
In den USA gehörte die vergangene Woche dem Nominierungsparteitag der Republikaner, einem havariertem Offshore-Windrad von GE Vernova und dem misslungenen Systemupdate ausgerechnet bei sicherheitskritischen Komponenten in Windows-Installationen.
Gefahren von Oligopolen
In Australien brach am Freitag nachmittag vielerorts das öffentliche Leben zusammen. Ladenkassen funktionierten nicht mehr, Fliegen war nicht mehr möglich und Rettungsdienste nicht erreichbar. Im weiteren Tagesverlauf waren auch andere Kontinente betroffen: Flughäfen, Behörden, Banken, Energieversorger, Verkehrsbetriebe … es ist leichter aufzuzählen, wer oder was nicht betroffen war. Als Ursache stellte sich ein Sicherheitsupdate eines Dienstleisters heraus, der Computer mit Microsoft-Betriebssystemen gegen Cyber- und Virus-Attacken absichert.
Offenbar rechnet niemand damit, dass die Kunden wegen diesem Vorfall ihre IT-Infrastruktur in Frage stellen: Der Aktienkurs von Microsoft war am Freitag unverändert. Der Softwaregigant aus Redmond hat sich so tief in die IT vieler Unternehmen eingenistet, dass ein Wechsel, z.B. zu Linux, unvorstellbar ist.
Die betroffenen Unternehmen benutzen Windows 365 Cloud-Services und setzen auf die Sicherheitskomponenten des US-Unternehmens CrowdStrike. Die Softwarepanne zeigt der Welt, wie uniform die Digitale Welt ist – und wie verwundbar. Europa scheint sich nicht vollkommen den US-IT-dienstleistern ausgeliefert zu haben. Subjektiv waren die Ausfälle diesseits des Atlantik deutlich seltener, als in Australien und insbesondere den USA. Vermutlich sichern sich europäische Unternehmen einfach mit Systemen der Konkurrenz ab (z.B. Palo Alto) und haben einfach Glück gehabt.
Die Marktreaktion auf die Softwarepanne zeigt, wie die Risiken verteilt sind. Den Schaden tragen die Kunden der betroffenen Unternehmen, finanzielle Nachteile konzentrieren sich bei den Nutzern der Sicherheitskomponenten. Würde CrowdStrike für die Schäden aufkommen müssen, wäre die Firma pleite und die bisherigen Kunden müssten zu einem anderen Dienstleister wechseln. Insgesamt gibt es aber weltweit nur eine Handvoll kompetenter Anbieter. Im Ergebnis würde sich der Markt weiter konzentrieren. Es gibt keine einfache Lösung. Genau das spielt der Markt mit stagnierenden Notierungen für US-Softwaregiganten und sinkenden Marktpreisen für betroffene Nutzer.
Die markante Lunte im Freitagshandel zeigt, dass viele im Preisverfall nach der Softwarepanne eine günstige Einstiegschance sehen. Per Saldo ist der Aktienkurs seit Jahresbeginn unverändert. Interessant auch: Die öffentlich gehandelte Konkurrenz, namentlich Palo Alto, kann nicht von der Datenpanne profitieren. Die Infrastrukturlandkarte ist nicht nur extrem konzentriert, sie ist zudem auch versteinert. Nicht einmal ein Erdbeben vermag die Grenzen zu verschieben.
Sommerkorrektur
Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Die Abb. 2 zeigt, wie die Aussicht auf eine zweite Präsidentschaft Trump auf die Marktpreise in Europa gedrückt hat. Der EuroStoxx notiert nun an der unteren Begrenzung der Tradingrange seit März.
Ebenso markant ist die Marktkorrektur beim Russell 2000. Dieser Index repräsentiert bekanntlich Corporate America, Unternehmen die in ihrer Gesamtheit von der Agenda Trump2 profitieren sollten. Der Preisrutsch seit Montag ist möglicherweise dem Monats-Verfall für Optionen am Freitag geschuldet. Dann sollten die Marktpreise ab kommenden Montag wieder steigen. Falls nicht, ist der sog. Trump-Trade kaum mehr als ein schwaches Narrativ für den Sommerhandel.
Der australische Markt hat sich vergleichsweise wenig bewegt. Dort spielt man weiterhin souverän die »Zinskarte« (siehe Wochenbericht 27/24).
Die Optionshandelssysteme mussten in der vergangenen Woche an die veränderte Marktlage angepasst werden.
Das ASX-System wurde zur Oberseite angepasst. Fast gleichzeitig wurde das
Estx-Handelssystem zur Preisunterseite marktneutral adjustiert. Damit
tragen die Handelssysteme der aktuellen Divergenz der beiden Marktentwicklungen Rechnung.
Es würde