Nach dem Projekt »Warpspeed« nun »Stargate«. Marketingmenschen mögen Science Fiction Motive! Genau das ist es dann aber auch: Pures Marketing, platziert in eine Phase maximaler Aufmerksamkeit für alles, was in Washingon propagiert wird. Das Projekt entpuppt sich als kalter Aufguß der Wintel-Strategie von Microsoft, ergänzt mit dem Financial Engeneering der Vision Funds von Softbank. Die Welt braucht aber keine energiefressenden AI-Dinosaurier. Statt dessen: smarte, energieeffiziente AI-Cluster und leistungsfähige Quantencomputer – falls nötig auch aus den USA.
Im letzten Wochenbericht beschwörte
Ungemach kündigt sich nach einem scheinbar aus dem Ruder gelaufenen Telefonat von Dagoberg Duck mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an. Trotz beschwichtigender Angebote der dänischen Regierung beharrte der US-Präsident auf die Herausgabe von Grönland. Einen Tag später traf sich Frederiksen mit Vertretern exportabhängiger Unternehmen (Novo Nordisk, Carlsberg, usw.).
Die neue US-Administration läuft sich mit maximaler Geschwindigkeit warm. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis als Reaktion auf einen solchen schiefgelaufenen Event Bären die Börsen der Handelspartner der USA heimsuchen.
Bisher beschränkt sich die Administration auf innenpolitische Aspekte des Project 2025. Der Regierung ist an stabilen Kapitalmärkten gelegen. Das wird nicht so bleiben.
Die Risiken großer Preisschübe stehen derzeit in keinem Verhältnis zu gezahlten Optionsprämien. Die Optionshandelsmodelle sind nicht oder mit minimalen Positionen im Markt. Bei Einzeltiteln gibt es trotzdem Chancen. Darauf konzentriert sich der heutige Bericht.
Wintel 2.0
Man schrieb das Jahr 2002. Madonna sang »Ray of Light«. Später hieß dieses Lied nur noch schlicht »XP-Song«. Es war die goldene Zeit von Microsoft. Der Softwaregigant beherrschte die Computerwelt.
Seit ehrwürdiger DOS-Zeiten pflegte Microsoft eine strategische Partnerschaft mit Intel. Dos und Windows liefen auf Intel-Chips (Punkt). Unix lief auf Mainframes, Linux war noch in den Kinderschuhen und Apple bediente eine Nische. Wintel dominierte das Computer-Universum.
In den 1980ern war Intel nur ein Chiphersteller unter vielen. In der aufstrebenden Branche stritt man darum, ob man die Chips einfach schneller takten könne und (wenn das nicht reicht) mehrere Kerne nebeneinander werkeln lassen sollte, oder ob man die CPU’s selbst verbessern kann und ob hierdurch nicht größere Geschwindigkeitssteigerungen möglich sind.
Intel setzte sich durch. Intel-Chips wurden immer schneller, kleiner und energiehungiger. Erst viel später gelang es ARM mit einem ganz anderem Chip-Design enorme Effizienzpotenziale zu realisieren. Eine zweite Evolution kleiner, leistungsfähiger und energiesparender Computerchips begann, ohne die heutige Smartphones nicht denkbar sind.
AI-Computing steht aktuell an einem ähnlichen Inflektionspunkt. Wieder ist Microsoft dabei. Die heutigen Partner
sind OpenAI und Nvidia. Mit Stargate
knüpft man an die Erfolgsstory von Wintel an. Viel Kapital und sehr viel
günstige Energie sind die Zutaten für eine zukünftige AI-Dominanz, so hofft man.
Vor einem Jahr begannen die Planungen. Damals war Micosoft der Großinvestor, der 100 Mrd. $ investieren wollte: Wintel 2.0.
Nun ist Softbank dazu gekommen und Oracle, das Investment hat sich verfünffacht. Der öffentlichkeitswirksame Name ist geblieben.
Es ist wahrscheinlich, dass Stargate ähnlich finanziert wird, wie die Vision-Funds von Softbank. Dort stellen die Investoren Collateral, Banken emittieren auf dieser Grundlage Anleihen. Deren Gläubiger finanzieren letztlich die Fonds. Stargate muss von Beginn an die Kupons der Anleihen und die Renditeforderungen der Investoren erwirtschaften.
Unmittelbar nach der Ankündigung Dagoberg Ducks, dass die USA 500 Milliarden US-Dollar in einen Komplex mit Datencentern investieren würden (was völlig absurd ist, aber trotzdem von vielen geglaubt wurde), meldete sich (ausgerechnet) Elon Musk: Die haben nicht einmal das Kapital für die Anfangsinvestitionen. Fakt ist: Softbank ist hoch verschuldet und kann selbst die hauseigenen Vision-Funds nicht mit Eigenkapital ausstatten. Stargate startet mit 10 Milliarden. Der PR-Auftritt diente einzig dem Zweck, weitere Investoren zu ködern.
DeepSeek veröffentlicht R1
Fast zeitgleich zur Ankündigung des Starts von Stargate veröffentlichte das chinesische AI-Startup DeepSeek ein revolutionäres LLM. R1 wurde wegen der US-Exportrestriktionen mit veralteten Nvidia-Chips entwickelt. Die herausragende Eigenschaft: Es verbessert sich autonom und erschließt sich ohne Supervision durch Bedienpersonal neue Sachverhalte (AI-reasoning). R1 scheint in einigen Schlüsselfeldern die Hochleistungs-LLM’s von OpenAI, Google Deep Mind und Anthropic zu übertreffen.
Die Entwicklung gelang trotz limitierter Hardwareressourcen in Rekordzeit. Die Entwicklungsgeschichte ist interessant. In China wurden in den letzten Jahren 440 Vollzeit-AI-Studiengänge eingerichtet. Jedes Jahr strömen nun mindestens 5.000 hochqualifizierte AI-Spezialisten auf den Arbeitsmarkt.
Liang Wenfeng, ein erfolgreicher Hedgefund-Manager, begann 2021 Nvidia-Chips zu horten. Seine Vision: Ein Cluster mit 10.000 Chips und ein Team mit den besten chinesischen AI-Experten kann mit US-Technologieunternehmen konkurrieren. 2023 hatte er Hardware und Personal beisammen. Zwei Jahre später liefert DeepSeek. Gemäß eines Berichts in der FT waren die begrenzten Ressourcen das Erfolgsrezept. Inzwischen wurde die chinesische Staatsführung aufmerksam. Das Ressourcenproblem ist vermutlich Geschichte. Huawai produziert Nvidia-Kompatible GPU’s, mit denen man R1 effektiv skalieren kann. R1 ist zudem Open Source und wird steht damit AI-Studenten als Blaupause für Eigenentwicklungen zur Verfügung.
Die Gleichzeitigkeit der Ankündigung des Beginns des Stargate-Projekts und die Veröffentlichung eines überlegenen chinesischen
Low-Cost-LLM’s ist sicherlich kein Zufall. Die Message aus China: Ein zweites Mal gelingt es US-Unternehmen nicht, die Entwicklung einer Zukunftstechnologie
zu dominieren.
Höchstwahrscheinlich benötigt man auch gar keine dinosaurier-artigen Data-Center, die in der texanischen Sommerhitze eh nicht
funktionieren.
Das bringt uns zum eigentlichen Knackpunkt des Stargate-Projekts. Man benötigt mindesten fünf Jahre für die Realisierung. Im AI-Segment ist das eine halbe Ewigkeit.
Quantum Computing stellt LLM’s in Frage
Zeitgleich mit den Erfolgen moderner LLM’s für AI-Anwendungen macht das Quantum-Computing mehr als Quantensprünge. Im Dezember 2024 machte die Google-Aktie einen Freudensprung: Google stellte »Willow« vor, einen Quantum-Chip für den kommerziellen Einsatz. Die Anzahl verfügbarer Qubits wächst schnell. Bis 2019 waren einstellige Systeme im Einsatz, Willow benutzt 105 Qubits. In China wurde ein Superrechner nit 504 Qubits entwickelt (Tianyan-504), kommerziell genutzt wird dort der 72-Qubit Wukong Chip.
Auch in den USA sind diverse kommerzielle Quantencomputer im Einsatz. Am Verbreitetsten ist der Rigetti Ankaa-3, ein 84-Qubit-System. Man kann es bequem via Microsoft Azure, Amazon Braket oder Rigetti Quantum Cloud Service mieten. Ionq, Google und IBM vertreiben eigene Systeme.
Hybride Systeme stellen die eigentliche Herausforderung für LLM’s dar. Die Verbindung von CPU, GPU und Quanten-Chip dürfte die nächste Entwicklungsstufe für AI-Systeme bilden.
Die eigentliche Trophäe für Quantum-Computing ist die Entschlüsselung der privaten Schlüssel der Bitcoin Blockchain. Auf der Blockchain sind die öffentlichen Signaturen abgelegt. Die Einträge können nicht verändert werden. Gelingt es einem Quantenrechner, nur einen privaten Key zu entschlüsseln, sind alle Keys schlagartig öffentlich und jeder kann sich die dort abgelegten Bitcoins schnappen und gegen USD oder andere Assets eintauschen.
Möglicherweise ist das Projekt Stargate der Weckruf für Quantum-Computing. Die Frage ist doch: ist das Kapital für Datencenter voller Nvidia-GPU’s zielführend allokiert? Erreicht man nicht ein Vielfaches wenn man dezental Hybride Quantum-GPU-Systeme einsetzt und diese mit einem Quantum-Netzwerk verbindet?
Fazit: Es macht Sinn, eine kleine Quantum-Computing-Position ins Depot zu legen und diese in einem Jahrzehnt nochmals anzuschauen. Niemand weiss allerdings ob Rigetti oder Ionq eine langfristige Perspektive haben oder ob IBM und Google den Kuchen unter sich aufteilen.
Brainchip
Der aktuelle AI-Hype hat seine Wurzeln in Neuronalen Netzen, die seit Jahrzehnten zur Lösung komplexer Aufgaben trainiert werden. _Brainchip Holdings, eine US-Firma mit australischen Wurzeln springt geschickt auf den AI-Zug auf. Das Alleinstellungsmerkmal sind selbstlernende Miniatursysteme, die kaum Strom brauchen. Diese werden in Sensoren verwendet, die sich an ihre Umgebung anpassen können. Das ist für militärische Zwecke genauso interessant, wie für den Einsatz in autonomen Fahrzeugen oder auch humanoiden Robotern.
Die Aktie wird aus historischen Gründen in Australien gehandelt. Das Unternehmen ist aber in den USA beheimatet
und könnte von den Prioritäten der neuen Administration profitieren.
Auch dieser Stock-Pick ist eine Antwort
Börse stellt Zollpläne der neuen US-Administration in Frage
Die abgelaufene Woche war nicht arm an vollmundigen Ankündigungen, Handelspartner der USA über hohe Zölle zu Verhaltensänderungen zu zwingen. Kanadische Importe sollen ab Februar mit 25 %igen Zöllen belegt werden – alle Importe. Die kanadische Regierung hat für diesen Fall inzwischen Maßnahmen angekündigt, die insbesondere trump-affine Bundesstaaten treffen sollen.

Die Preisentwicklung des kanadischen Aktienmarkts spricht Bände. Nach den ersten Drohungen, Kanada mit Zöllen zu überziehen, gingen die Marktpreise um etwa 10 Prozent zurück. Aktuell notiert der TSX bereits wieder auf dem Preisniveau des Jahreswechsels. Auffällig ist die Kontinuität der Preisaufschläge in den letzten 10 Tagen. Angst sieht definitiv anders aus.

In die gleiche Kerbe schlägt der Aktienpreisverlauf der Aktie von 3M. Das Unternehmen stellt Allerweltsprodukte primär für den US-Markt her. Die Produktion ist weitgehend nach Mexiko ausgelagert. Das Unternehmen wäre massiv von den verkündeten Handelszöllen betroffen.
Ein Blick auf den Preisverlauf der Aktie zeigt einen deutlichen Aufwärtsimpuls. Wie geht dies zusammen?
Apple wird Opfer seiner China-Strategie
Ganz anders reagiert die Apple-Aktie. Bekanntlich werden die Smartphones überwiegend in China montiert. Obwohl sich Apple intensiv um eine Ausnahme von den beabsichtigten Handelszöllen bemüht hat, zeigt die neue Administration dem Unternehmen die kalte Schulter. Die Importe werden mit den vollen Zollsätzen belegt. Es ist schon ein Zugeständnis, dass zu Beginn nur 10 Prozent Zoll erhoben werden (anstatt, wie im Wahlkampf angekündigt 60 %).

Wegen der bereits hohen Margen und der nicht betroffenen Konkurrenz ist es unwahrscheinlich, dass Apple die Verkaufspreise um die Zollabgaben erhöhen kann. Die Zölle schlagen voll auf die Gewinnmargen durch. Der Aktienpreis sinkt lehrbuchhaft.