Europa hat seine Lektion gelernt und koppelt sich mit großem Elan von den USA ab. Auch China geht diesen Weg. Das gemeinsame Ziel: Die Vermeidung geopolitischer Zerwürfnisse, die die 1930er geprägt haben. Zentrales Element für eine Umgehung möglicher amerikanischer Schikanen könnte (ausgerechnet) das Kryptospace werden. Dessen Infrastruktur ist supranational und kann von keinem Möchtegernkraftprotz als Druckmittel zweckentfremdet werden.
Nun ist die Kuh also vom Eis. Auch ohne eine handlungsfähige Regierung zeigen die deutschen Institutionen, wie professionelles Krisenmanagement geht. Die Botschaft der drei Mainstreamparteien könnte deutlicher nicht sein: Die Lokomotive ist angeheizt. Es ist an der Zeit, die Plätze einzunehmen und die Fahrt zu genießen.
Als Ergänzung zu diesem Wochenbericht erschien im Bitcoin-Handelssystem eine aktuelle Bewertung des Assets und eine Einordnung des Handelsansatzes:
Der Bitcoin-Preis ist in den letzten Wochen deutlich zurück gekommen. Jüngst wurde das Preis-Gap aus dem November 2024 geschlossen. Es ist an der Zeit, eine Rückkehr der Handelsstrategie in den Normalmodus zu bewerten. Welche Preisperspektiven weist Bitcoin auf, wie ist das Chance-Risikoprofil einer Handelsstrategie, die auf stagnierende Marktpreise angewiesen ist?
Die Aktien- und Rentenmärkte haben diese Entwicklung längst eingepreist. Deshalb:
Deutschland hat geliefert. Und nun?
Die bemerkenswerteste Entwicklung der Berichtswoche: Die Korrelation zwischen dem europäischen und dem us-amerikanischen Aktienmarkt ist zurück! Die Entkopplung der beiden Märkte dauerte etwa einen Monat.

Die bahnbrechenden geopolitischen Ereignisse sind (vorerst) eingepreist. Die Rückkehr der engen transatlantischen Korrelation steht für ein wenig mehr Normalität an den Finanzmärkten.
Nachdem sich die Preisschere in den vergangenen 30 Tagen geöffnet hat, stellt sich sofort die Frage: Welcher Prozess
triggert das Schließen der Performance-Abweichung?
Das Problem hierbei: Die unerwartete und stabile Outperformance europäischer Aktien hat viele Marktteilnehmer in (strategische) Positionen gehoben; vermutlich sind die aktuellen Allokationsgrade vielerorts zu hoch, um zwischenzeitliche Buchwertverluste zu tolerieren. Wie in Abb. 1 dargestellt, kann der Eurostoxx nun 1.000 Punkte sinken. Erst dann ist die Preisschere geschlossen. Das tatsächliche Abschlagspotenzial ist deutlich höher, weil auch die US-Märkte zunehmend nervös auf die Handelspolitik reagieren (und die Korrelation beide Märkte synchron in eine Korrektur zwingt).
Da Europa sein Pulver nun verschossen hat, sind kurzfristig kaum Preispotenziale erkennbar. Möglicherweise »zieht« der Quartalsverfall für Optionen und Futures am kommenden Freitag die Notierungen nochmals zum bisherigen Jahreshoch. Das wäre aus heutiger Sicht eine blendende Gelegenheit, taktische Shortpositionen aufzubauen.
Lehren aus dem Isolationismus der 1930er
Im Jahr 1930 setzte der damalige US-Präsident Herbert Hoover die »Smoot-Hawley-Zölle« in Kraft. Bis 1932 erhöhte sich der Durchschnittszoll für US-Importe auf 60 Prozent. Analogie zur Gegenwart: In den 1920ern vereinbarten die Staaten des Völkerbundes einen »Zollfrieden«. Auch die USA stimmten diesem zu, obwohl kein Mitglied des Völkerbundes. Als die USA ihre nationalen Zölle aktivierten, fühlten sich die ehemaligen Ententestaaten von ihrem Kriegspartner genauso verraten, wie aktuell die ehemaligen Verbündeten der USA. Holland, Frankreich und England zogen in ihren Kolonialreichen die Zollschranken hoch. Der Kollateralschaden dieser Maßnahmen war enorm. So konnte Japan nicht mehr mit Indien oder Indonesien Handel betreiben. Die unmittelbaren Konsequenzen der US-Handelspolitik gleichen sich damals wie heute: Wenn die Staaten nicht rasch handeln (können), nehmen die Endverbraucher das Heft des Handels in ihre Hände. Heute sind PKW der Markt Tesla in Europa und Kanada quasi unverkäuflich. In den 1930ern rief der faschistische italienische Automobilklub zum Boykott amerikanischer Autos auf. Auch die Reaktion der US-Regierungen gleichen sich: 1933 installierte die USA nach einem antiamerikanischen Putsch eine Marionettenregierung in Kuba. Die derzeitige US-Administration stellt offen die Gültigkeit von Staatsgrenzen in Frage und droht ganz offen, Panama zu besetzen.
Die Zollpolitik war in den 1930ern der Auftakt zu größeren Verwerfungen am Währungsmarkt. England setzte die Goldbindung des Sterlings aus, um eine Abwertung zu orchestrieren. Das verbilligte alle Exporte des Empires, worauf die Handelspartner weltweit mit Zöllen und Kapitalverkehrskontrollen antworteten. Auch Frankreich und die USA setzten später die Goldbindung ihrer Währungen aus, um den massiven Abfluß von Gold zu stoppen. Die Turbulenzen am Währungsmarkt schadeten der Weltwirtschaft deutlich mehr als die Zollpolitik.
Mar A Lago Accord
Wohl auch wegen den Konsequenzen der US-Zollpolitik in den 1930ern erscheinen aktuell im Wochenrhythmus Meinungsartikel über
die Folgen der US-Handelspolitik für die Währungsmärkte.
Die Kommentatoren beschäftigen sich mit der Wahrscheinlichkeit eines zweiten Plaza Accords
. Im Jahr 1985 vereinbarten
England, Japan, Deutschland und Frankreich eine koordinierte Aufwertung ihrer Währungen gegenüber dem US-Dollar. Jetzt könnte
die US-Administration die Haupthandelspartner zu einem Mar a Lago Accord
zwingen. Für den Euro würde das eine
Aufwertung bis 1,8 Euro/USD implizieren (Aktuell: 1,09). Dann – so die Kommentatoren – würde die USA auf Zölle verzichten können.
Nachdem der US-Senat den Haushalt für dieses Jahr durchgewunken hat, die US-Administration stoisch an ihren Steuersenkungsplänen festhält und, konjunkturell bedingt, die Einnahmeseite zunehmend wegbricht, wächst das US-Haushaltsdefizit ungebremst weiter.
Einige Kommentatoren erwarten, dass ein Mar a Lago Accord
hier ansetzt. Die Handelspartner könnten gezwungen werden,
US-Staatsanleihen zu Sonderkonditionen zu zeichnen bzw. eine Restrukturierung der US-Schulden zu finanzieren.
So oder so – es gilt weiterhin das Mantra: Der US-Dollar ist unsere Währung aber euer Problem. Ultimativ wird die USA ihre Handelspartner zwingen, die Exportüberschüsse der vergangenen Jahrzehnte abzuschreiben. Keine schönen Aussichten für den neuen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland …
Spekulation um Goldreserven
In der vergangenen Woche überschritt der Goldpreis die Markt von 3.000 $ pro Unze. Dies beflügelt eine ältere Spekulation, wonach die USA plant, einen Staatsfonds aufzulegen, der mit den gesamten Goldreserven der US-Treasury ausgestattet wird. Dieser Fonds erwirbt ausländische Vermögenswerte, genau so viel, um das Handelsbilanzdefizit zu kompensieren. Über diesen Mechanismus könnten gezielt Assets wie der Panama-Kanal, der Gaza-Streifen oder auch Grönland erworben werden.
Apropos Panama-Kanal. In einem hochumstrittenen »Deal« will Blackrock die Hafenterminals am Panama-Kanal von CK Hutchison für über 22 Mrd. $ übernehmen. Blackrock tritt ganz offen als verlängerter Arm der Trump-Administration auf. Dieses Manöver zeigt, in welchem Maße das jüdische Hochkapital und der US-Staat gemeinsam die Stellschrauben der Macht zum gegenseitigen Vorteil verwenden. CK Hutchinson steht dafür in China massiv unter Druck. Dieser »Deal« könnte der Nucleus für einen größeren handelspolitischen Konflikt beider Staaten sein. China könnte die USA so zwingen, den übergeordneten Konflikt auf dem amerikanischen Kontinent auszufechten und die Kollateralschäden zu tragen. Asien bliebe dann weitgehend verschont. CK Hutchison steht im Zentrum und hat nur schlechte Optionen.
Kapitalverkehrskontrollen
Im März 2025 müssen Dinge zu Ende gedacht werden. Auch bis dato Unvorstellbares, wie die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen in den USA. Hintergrund dieser Überlegungen ist die Annahme, dass die Rating-Agenturen die Bonität der USA absenken werden. Dann befürchtet man eine massive Kapitalflucht aus dem US-Dollar. Kapitalverkehrskontrollen sind ein sehr wirksames Mittel dagegen. Da man der MAGA-Truppe alles zutraut, müssen auch solch drastische Maßnehmen bei der Risikobewertung von Investments berücksichtigt werden.
Stablecoins als Umgehungsinstrumente
Die Bonität der USA wird überall hinterfragt. Der Isolationismus befeuert die Befürchtungen, die USA könnte sehr bald gezwungen sein, die Stellung des USD als Welthandelswährung zu verteidigen. Je weiter die Spekulation um geldpolitische Zwangsmaßnahmen der Trump-Administration gedeihen, desto interessanter werden Umgehungsmaßnahmen: Wie kann grenzüberschreitender Handel in USD abgewickelt werden ohne politischen Risiken einzugehen?
China hat bereits zwei Maßnahmen in Kraft gesetzt:
- Der Aktienmarkt in Hongkong wird als Außenposten zu den westlichen Handelspartnern ausgebaut. Der Hongkong-Dollar bleibt nominell an den US-Dollar gekoppelt. Das Kollateral der Währung ist aber immer weniger der USD. China baut einen Schatten-USD auf, den man bei Problemen mit dem USD beliebig entkoppeln kann.
- Um möglichen Kapitalverkehrskontrollen zu entgehen, baut man konsequent leistungsfähige Krypto-Stablecoin-Tradingsysteme auf. Standard Chartered hat kürzlich einen mit Hongkong-Dollar besicherten Stablecoin aufgelegt. Grenzüberschreitende und anonyme Transaktionen von USD in HKD sind jederzeit möglich.
MGX erwirbt eine Beteiligung an Binance
Im September 2024 legte Abu Dhabi zusammen mit Microsoft und Blackrock einen auf AI spezialisierten Staatsfonds auf: MGX. Es sollten 30 Mrd. $ in AI-Projekte investiert werden, die eine Diversifizierung der Ökonomie des Golfstaats unterstützen. Das Krypto-Space ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Zukunft. Nun erwirbt der Fonds eine Minderheitsbeteiligung über 2 Mrd. $ an Binance. Die Krypto-Börse hat ihr Headquarter für den Fernen Osten dort und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter. Abu Dhabi inszeniert sich selbst als Hub für Krypto-Innovationen. AI und Decentralized Finance gehören zusammen.
Die Beteiligung an Binance wurde via Krypto-Überweisung per Stablecoin aufgebaut. Es ist unklar, ob die Vereinbarung selbst als NFT auf einer Blockchain beurkundet ist oder ob der klassische Weg beschritten wurde. Binance hat nun einen Aktivposten über 2 Mrd. $, der vollständig außerhalb des Zugriffs der USA ist. Die Führungskräfte von Binance haben ihren Arbeitsplatz ebenfalls in Abu Dhahi. Binance ist ein transnationales Unternehmen ohne Firmensitz, dass sich flexibel an die Realitäten anpasst.
Fazit. Die Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik hat Konsequenzen. Die Welt kennt die fürchterlichen Konsequenzen des US-Isolationismus in den 1930ern. Die einzige Chance, einem ähnlichen Teufelskreis zu entgehen ist, die Abhängigkeiten zur USA zu reduzieren. Die Marktteilnehmer experimentieren gerade mit Umgehungsinstrumenten. Es ist wahrscheinlich, dass die Stellung des USD als Weltreservewährung in naher Zukunft auf die Probe gestellt wird. Eine risikooptimierte Geldanlage folgt diesem Trend.