Die Lutnick-Familie trägt sich gerade in das Geschichtsbuch der »Gilded Age« ein. Der Vater: US-Handelsminister. Die Söhne: Strippenzieher bei Cantor Fitzgerald. In weiteren Rollen: Theter und Softbank. Das Ziel: Bitcoin durch die Hintertür als Reservewährung für den US-Dollar zu implementieren. Das gemeinsame Instrument trägt treffend den Namen »Twenty One«. Die Märkte zieren sich allerdings: Mitten in den Vorbereitungen brechen essentielle Korrelationen des US-Dollars; Investoren fliehen in der Krise aus dem US-Dollar anstatt ihn als sicheren Hafen zu erwerben. Ob es einen Zusammenhng gibt?
Zwei der Top-Meldungen der vergangenen Woche:
Cantor nears $3bn crypto venture with SoftBank and Tether
Brandon Lutnick, son of US commerce secretary Howard Lutnick, is partnering with SoftBank, Tether and Bitfinex to capitalise on a cryptocurrency revival under US President Donald Trump.
Donald Trump’s memecoin surges as holders compete for private dinner with US president
The value of Donald Trump’s memecoin soared more than 50 per cent on Wednesday after the issuers of the cryptocurrency said the US president would have dinner with the top 220 holders next month.
The 25 people who own the most of Trump’s coin will also be invited to a pre-dinner reception, and a VIP tour of the White House the following day.
(FT, 23. April 2025)
Pump && Dump
Es gibt tausende, meist wertlose »Meme-Coins«. Jedermann/frau kann einen solchen Coin erstellen. Man nehme eine fast beliebige Blockchain (beliebt sind Solana, Ethereum nebst Seitenketten, Avalanche, Algorand), nutze einen frei verfügbaren «Meme Coin Generator«, erzeuge einige Milliarden Coins, die in die eigene Wallet gebucht werden. Dann richte man mit wenig Kapital einen Liquidity-Pool ein, über den Spekulanten den Coin z.B. mit USDC-Stablecoins kaufen können. Abschließen gilt es, kräftig die Werbetrommel zu rühren und eine Community aufzubauen, die an den Wert des Coins glaubt. Wichtig: alle müssen überzeugt sein, dass den Coins «werthaltige Assets« zugrundeliegen. Das können Bäume sein, die wachsen und gegen CO2-Zertifikate verkauft werden können, Palmöl-Plantagen in einem exotischen Land oder auch entlegende Weinhänge.
Zuletzt richte man eine Discord- und/oder Telegram-Gruppe ein auf denen man vorab und exklusiv »News« veröffentlicht. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, der Wahrheitsgehalt kann eh nicht überprüft werden. Eine halbe Stunde bevor die »News« veröffentlicht wird, transferiert man einige Millionen Coins in den Liquidity Pool. Je nach Liquiditätslage investiert man zusätzlich einige USDC-Stablecoins oder überlässt es dem Pool, einen neuen Gleichgewichtspreis zu ermitteln (dann sinkt der Wert des Meme-Coins stark).
Nachdem die »News« öffentlich sind, kauft die Community die Coins. Konkret: Sie zahlen USDC-Stablecoins in den Liquidity-Pool ein und erhalten den Gegenwert des Meme-Coins.
Nachdem der Preis des Meme-Coins gestiegen ist, werden die USDC-Stablecoins eingesammelt. Dazu zieht man die Liquidität wieder aus dem Pool ab. Die Coins verlieren erneut stark an Wert, die von den »Kunden« investierten USDC landen in der eigenen Wallet.
Das ist das Grundschema des üblichen Pump && Dump Krypto-Schemes, mit dem im völlig unregulierten Marktsegment sehr viel Geld abgegriffen werden kann.
Der $TRUMP-Coin funktioniert kaum anders. Anstatt Bäume oder Plantage verkauft $TRUMP die MAGA-Idee.
Am 18. Januar setzte jemand einen Liquidity-Pool auf und taxierte den Wert mit 18 ct. Höchstwahrscheinlich wurden einige Coins an einen erlauchten Unterstützerkreis verteilt, bevor der der Handel im Coin frei geschaltet wurde. Nach 24 Stunden kostete der Coin 33 $. An Tag nach der Amtseinführung (22.1.) handelte der Coin bei mehr als 44 $. Das nutzten die Emittenten zur Gewinnabschöpfung. Bis zum 19. April sank der Wert des Coins auf 7,8 $.
Dann begannen offenbar die Vorbereitungen für einen neuen »Pump && Dump«-Zyklus. Der Wert des Coins stieg nachrichtenlos
bis 9 $. Dann wurde bekannt, dass der Coin die Türen zum US-Präsidenten öffnen kann. Plötzlich steigt der
Handelspreise des $TRUMP-Coins wieder stark.
Am 22. Mai empfängt D. Trump die größten Investoren in $TRUMP-Coins.
Was danach passiert: Entweder der Coin wird nochmals fallen gelassen. Oder man nutzt die neue Publicity für das
Community-Building. In diesem Fall könnte die Trump-PR den Coin für für das präsidentiale Marketing nutzen. Wer eine
Wallet mit genügend $Trump-Coins hat, nimmt an Gewinnaktionen teil, bekommt Premium-Informationen uvam.
Dann dürfte sich der $Trump-Coin zu einem Spielbild der Beliebtheit des US-Präsidenten entwickeln. Da die große
Mehrzahl der $TRUMP-Coins weiterhin im Besitz der Trump-Familie ist, kann diese jeden (selbst verursachten) Hype
zu Verkäufen nutzen und so Einnahmen »out of the thin air« erzielen.
Microstrategie Copycats II
Im Februar veröffentlichte
Die Familie des derzeitigen amerikanischen Handelsministers treibt das nun auf die Spitze. Sie wird Teilhaber von Twenty One.
US-Handelsminister Howard Lutnick war bis zu seiner Ernennung im Februar 2025 Geschäftsführer von Cantor Fitzgerald. Heute führen seine Söhne Brandon und Kyle die Geschäfte dort. Der größte Kunde von Cantor ist: Theter, Emittent des gleichnamigen Stablecoins. Cantor verwaltet die Reserven von Theter.
Cantor_, Theter, Bitfinex (eine Kryptobörse, Tochter von Theter) und Softbank wollen Twenty One gründen, ein Unternehmen dass Bitcoins hält und dessen einziges Geschäftsziel es ist den Preis für Bitcoin in die Höhe zu treiben.
Bereits im Herbst 2024 ging Cantor Equity Partners an die Börse. Es handelt sich um ein SPARC, also eine Unternehmenshülle, die seinen Investoren verspricht, in der Zukunft ein interessantes Investment zu tätigen. Cantor Equity Partners setzte Aktien im Wert von 100 Mio. $ ab (10 $/ Aktie). Dieses SPAC wird Wandelanleihen auflegen (Nominale: 385 Mio. $) und weitere Aktien im Wert von 200 Mio. $ emittieren. Cantor Equity Partners stellt ein Viertel des Eigenkapitals von Twenty One. Die übrigen drei Viertel stammen von Softbank, Theter und Bitfinex. Gemeinsam wollen die Partner zunächst 82.000 Bitcoin erwerben (ca. 4 Mrd. $) und die Märkte davon überzeugen dass sie zu einem sehr attraktiven Preis zugegriffen haben – und dass der Preis zur Oberseite unendliches Potenzial hat.
Der Zusammenschluß hat eine weitere Dimension. Theter ist der Herausgeber des gleichnamigen Stablecoins (USDT). Derzeit sind 145 Milliarden USDT-Coins im Umlauf. Diese werden mit verschiedenen Assets abgesichert, darunter 80 Mrd. US-Treasuries und 100.000 Bitcoin. Stablecoins haben eine große Zukunft. Sie sind elementare Bindeglieder zwischen der Krypto-Welt und der »normalen« Finanzwirtschaft. Eine institutionelle Nutzung ist nur über eine nachvollziehbare Regulierung möglich. Dafür müssen die Emittenten nachweisen, dass die ausgegebenen Coins mit Assets unterlegt sind, die die US-Finanzmarktaufsicht(SEC) als Collateral akzeptiert. Bitcoin gehört nicht dazu, ein Aktiendepot aber sehr wohl, dafür sorgt gerade Vater Lutnick.
Die Lutnick-Familie legt aktuell die Grundlagen für eine Integration von Stablecoins in den Finanzmarkt. Twenty One ist die Made im Speck, die ohne eigenes Geschäftsmodell davon profitiert, dass Bitcoin durch die Hintertür auch offiziell den Status digitalem Goldes einnimmt.
Fazit: Kurzfristig ist der Wert für Bitcoin hervorragend gestützt. Die US-Regierung hat zwar offiziell Abstand von der Idee genommen, die Landesregierung mit Bitcoin abzusichern. Über den Umweg Stablecoin bringt Twenty One die Kryptowährung nun aber doch als zentrales Collateral in Stellung. Mittelbar ist der Wert des US-Dollar an die Preisentwicklung von Bitcoin geknüpft. Die USA hat damit elementares Interesse an einer positiven Preisentwicklung für digitale Assets und insbesondere Bitcoin.
Ob das langfristig positiv für den US-Dollar ist, sei dahingestellt. Die Vorbereitung der Integration von Krypto-Währungen erfolgt zeitgleich mit dem Bruch langfristiger Korrelationen. In der jüngsten Krise war der US-Dollar erstmals nicht mehr der sichere Hafen. Spekulanten verkauften statt dessen US-Dollar und US-Treasuries. Sichere Häfen waren: Der Euro, der schweizer Franken, Yen und sogar das britische Pfund. Dies kann auch als Mißtrauensvotum für den Lutnick-Plan interpretiert werden.
Exkurs. Es gibt auch Euro-Stablecoins. Diese sind aber bedeutungslos. Es ist kaum vorstellbar den Euro über den Umweg über Stablecoins mit Bitcoin zu unterlegen. Europa wird einen anderen Weg der Integration der Krypto-Märkte in das Finanzsystem beschreiten. Die EZB arbeitet an einem digitalen Euro der nativ Collateral für Euro-Stablecoins ist. Gut möglich, dass die Abwesenheit von Bezügen zu volatilen Kryptowährungen die Wertwahrnehmung des Euros nachhaltig stärkt.
Die Causa Intel II
Im letzten Wochenbericht stellte
Die Konkurrenz schläft allerdings nicht: Auch Nvidia, AMD Arm und ggf. sogar STMicro könnten dieses Marktsegment öffnen.
Die defensive Optionshandelsstrategie profitiert von diesen Zweifeln. Schließlich setzen sich diese in eine latente Abgabebereitschaft nach kurzfristigen Preissteigerungen um. Die Handelsstrategie funktioniert in Abwesenheit starker Trends am Besten. Der Preis von Nvidia-Aktien ist in der letzten Woche von 91 auf 110 $ geklettert – Gift für die Handelsstrategie. Der Preis von Intel-Aktien schwankte statt dessen um 20 $ – ideal für eine konservative Stillhalter-Spread-Strategie. Ein nachhaltiger Preisrutsch ist weniger wahrscheinlich.