Der amtierende US-Präsident trifft den deutschen Kanzler – und die Welt (außerhalb von Deutschland)
diskutiert das Zerwürfnis zwischen Elon Musk und Donald Trump. Besser konnte es wirklich
nicht laufen. Es blieb einfach keine Zeit für ein intensives Bashing – immerhin aber eine Warnung:
»Übertreibt es nicht mit der Aufrüstung, wir haben nicht vergessen, wozu eine effiziente dt.
Militärgesellschaft fähig ist.«
Die Quintessenz des Politikpodcast des DLF: Die drittgrößte Wirtschaftsmacht ist zurück auf der Weltbühne,
Merz vertritt unangefochten Europa und die auch heimische Industrie schickt sich an, ihre
Position wieder einzunehmen.
Das stützt natürlich die Bewertungen in Frankfurt. Dort schoß in der Berichtswoche ausgerechnet Bayer den Vogel ab.
Bayer – Mon Amour
Gleich drei Ereignisse hievten den Aktienpreis von Bayer in der Berichtswoche über die 26 € Marke.
Auf der dbAccess Global Consumer Conference
in Paris präsentierte sich auch die Bayer AG.
Die Consumer Health-Sparte von Bayer, die über 10 % des Konzernumsatzes ausmacht, strebt an, das weltweit führende Unternehmen im Bereich Alltagsmedizin und Nahrungsergänzungsmittel zu werden. Derzeit liegt Bayer in diesem Segment auf Rang drei. Der Fokus liegt auf sechs Kategorien: Schmerz, Herz-Kreislauf, Verdauungsgesundheit, Dermatologie und weitere.
Die Sparte verfolgt die Strategie »Road to Billions«, mit einem besonderen Fokus auf Schwellenmärkte – insbesondere in der Asien-Pazifik-Region. Trotz makroökonomischer Herausforderungen hat der Bereich eine resiliente Entwicklung mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von fünf Prozent zwischen 2019 und 2024 gezeigt und gleichzeitig die Margen verbessert.
Bayer stellte ferner beeindruckende Fortschritte bei der Kombinationstherapie von Finerenon (Kerendia) und SGLT‑2‑Inhibitoren vor.
Eine bereits publizierte Analyse »FIDELITY« zeigt, dass Finerenon sowohl bei Herz-Kreislauf- als auch Nierenerkrankungen wirksam ist – unabhängig davon, ob bereits ein SGLT‑2‑Inhibitor eingenommen wird.
In einer Phase-2-Untersuchung bestätigte sich, dass Diabetes-Patienten mit kombinierter Therapie (Finerenon + SGLT‑2‑Inhibator) langfristig ein geringeres Risiko für Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Auf die Frage, ob Finerenon Blockbuster-Qualitäten aufweist, antwortet ChatGPT:
Finerenon hat Blockbuster-Qualitäten und könnte diesen Status innerhalb der nächsten 1–2 Jahre erreichen, sofern Bayer die strategischen Hebel (Kombinationsdaten, Arztaufklärung, Erstattung) konsequent nutzt. Die neue Evidenz zur Kombinationstherapie verbessert die Chancen dafür deutlich.
Am 5. Juni hob Goldman Sachs schließlich das Rating von „Neutral“ auf „Buy“ und hob das Kursziel auf 33 € an. Das entspricht einem Upside-Potenzial von über 30 %. Begründet wurde dies mit einem günstigen Risiko-Rendite-Profil, besserem Kostenmanagement in der Crop‑Science‑Sparte und Pharmastärke. Zudem erwarte man eine Trendumkehr im Gewinnrevisionen-Zyklus in der zweiten Jahreshälfte.
Entscheidend ist der letzte Satz. Wegen einer schwächelnden Agrarsparte (Crop Science), laufender Glyphosat-Prozesse und immer noch hoher Schuldenlast haben viele Analysten ihre Erwartungen immer wieder nach unten revidiert. Ab dem zweiten Halbjahr 2025 erwartet die Sell-Side Abteilung von Goldman Sachs, dass sich diese Tendenz dreht. Danach dürften auch andere Sell-Side-Analysten ihre Schätzungen nach oben korrigieren, vermutlich weil sich zentrale Geschäftsbereiche (v. a. Pharma) stabilisieren oder wachsen. (Die Buy-Side ist vermutlich längst investiert …)

Die Abb. 1 visualisiert KGV, KBV und Marktkapitalisierung im Verhältnis zum Gesamtumsatz(PSV), Basis: Aktienpreis: 22 € (31.3.25). Nur das KGV ist stabil. Insbesondere das PSV zeigt die massive Unterbewertung der Aktie. Vorausgesetzt, es gelingt Bayer »nur» branchenübliche Margen zu erwirtschaften, impliziert diese Kennzahl eine Vervierfachung des Aktienkurses. Vor fünf Jahren notierte die Bayer-Aktie oberhalb 80 € …
Der Chart zeigt, dass die Message von Goldman Sachs gehört wurde. Mit hohem Volumen handelte die Aktie oberhalb von 26 €. Anders als nach der Vorstellung der Q1-Quartalszahlen im Mai, ist der Ausbruch aus der Tradingrange diesmal keine Eintagsfliege.

Das Bayer Turnaround Handelssystem profitierte von
- der hohen impliziten Volatilität der Aktie (40%) und
- den gleichzeitig geringen Preisschwankungen des Werts.
Der zuletzt dynamische Preisanstieg setzte der offenen Call-Option allerdings zu. Die Position wurde vorzeitig geschlossen.
Das Handelssystem zollt der aktuellen Preisdynamik mit zwei gleichzeitig offenen Stillhaltern (Put(23 €)/ Juli, Put(22 €)/ August) Tribut. Beide Optionen sind mit δ-Werten < 0,2 defensiv (80 prozentige Wahrscheinlichkeit einer wertlosen Ausbuchung). Obwohl die Put-Option mit Fälligkeit im August erst vor 10 Tagen eröffnet wurde, hat sie wegen des dynamischen Preisgeschehens ihr erstes Rückkaufniveau erreicht. Falls sich der Trend fortsetzt, wird auch diese Option gegen eine offensivere ersetzt. Ein Preisrückgang auf 22 € erscheint aktuell unwahrscheinlich.
Circle Börsengang massiv überzeichnet
Seit dem 5. Juni handelt Circle, die Company hinter dem Stablecoin USDC
, an der NYSE. Der Emissionspreis: 31 $. Am ersten und zweiten Handelstag
explodierte der Marktpreis. Der Wochenschlußkurs: 115,06 $. Das Handelsvolumen betrug 90 Mrd. $ an zwei Handelstagen.
Aktuell zirkulieren USDC
im Gegenwert von 61 Mrd. $. Eine Regulierung von Stablecoins befindet sich in den USA im
Gesetzgebungsverfahren. Im Ergebnis könnte sich das Marktvolumen vervierfachen. Stablecoins durchdringen die Finanzmärkte
primär in den Schwellenländern. Dort sind USDC
und Theter
teilweise Cash-Ersatz.
Da Stablecoins selbst keine Zinsen abwerfen, ihr Gegenwert analog zu Geldmarktfonds in kurzlaufende US-Staatsanleihen angelegt wird, die Zinsen abwerfen, weist das Unternehmen einen sehr konservativen Ertragsstrom aus. Dies ist offenbar für viele interessant.
2024 erwirtschaftete Circle 1,66 Mrd. $ aus Zinserträgen der Kapitalrücklage.
Gemini bereitet Börsengang vor
Auch wenn sich Trump und Musk gerade öffentlich mit Dreck beschmeissen (was auch die Preise für Krypto-Token Achterbahn fahren liess), inspirierte der Erfolg von Circle die Winklevoss-Zwillinge, ihre Handelsplattform Gemini zügig an die Börse zu bringen. Der Antrag auf Börsenzulassung wurde am Freitag gestellt.
Die Winklevoss-Zwillinge verorten sich ideologisch im Thielverse (Empfehlung: DLF: Die Peter Thiel Story). Sie sind enthusiastische Unterstützer von D. Trump und reiten nun auf der Krypto-Erfolgswelle. Sie gehören mit einem Depotstand von 70.000 Bitcoin zu den größten öffentlich bekannten Bitcoin-Holdern. Das erlaubt ihnen, ihre libertären Vorlieben nach Belieben in Realität zu gießen.