Ein Krieg zu Führers Geburtstag

Der Führer der USA wird 79 Jahre jung. Was schenkt man jemandem, der scheinbar alles hat? Ein Krieg wäre sicherlich nach seinem Geschmack! Zumal er sich standesgemäß mit einer Militärparade feiern lässt. Israel geht schon mal in Vorleistung.
Damit bestätigt sich , was alle wußten: Autokratien sind streitsüchtig. Sie verstehen nur eine Politik der Stärke.
Die Strategieentwicklung wird für Unternehmen, die in diesem Umfeld operieren, zu einem Drahtseilakt. Welch Wunder, dass der Markt eine strategische Kooperation zwischen der RWE und Amazon feiert. Ebenfalls konsequent ist der Trend, anstatt operativ etwas zu bewegen, Bitcoins in einen Tresor zu schließen und danach via Financial Engineering unbedarften Investoren eine Wertsteigerung zu vorzugaukeln.

Wochenbericht 24/25 Stuttgart, 14. Jun. 2025

RWE – Überholmanöver

Was in der letzten Woche Bayer gelang, wiederholte nun RWE: Die Aktie entwickelte sich 10 % besser, als der deutsche Leitindex. Die Charttechnik stützt die Preisentwicklung. Das Überwinden des bisherigen Jahreshochs (34,5 €) zog weitere Käufer in den Markt. Die ehemalige Begrenzung der Tradingrange ist zu einer charttechnischen Unterstützung mutiert.

Auch die RWE zählt zu den langweiligen Titeln an der Börse in Frankfurt. Auch hier entwickelt sich gerade eine erstaunliche Preisdynamik.

Die Kennzahlen sprechen eine deutliche Sprache

Kennzahl   Kennzahl  
Umsatz 24 Mrd. € Operative Margin 17,4 %
Dividendenrendite 3,12 % Payout-Ratio 20,3 %
    Dividende 1,1 € / Aktie
    Capital Spending 13,6 € / Aktie
Aktienpreis 35,5 € Sell-Side Kursziel (12 Monate) 41,6 €
KGV (G= Gewinn) 6,53 KBV (B = Buchwert) 0,76
KCV (C= CashFlow) 3,35    

Die Aktie ist günstig: das KGV ist niedrig, die Unternehmenswerte sind sehr niedrig bewertet, die operative Marge ist hoch und der Cash-Flow pro Aktie bzw. das Kurs-zu-Cashflow-Verhältnis ist sehr attraktiv. Das Unternehmen zahlt eine angemessene Dividende, investiert aber überproportional (in Solar-, Wind- und Speicherparks).

In der Berichtswoche wurde bekannt, dass Blackrock (Investment Asset Management) die Meldeschwelle von 5 % des Aktienkapitals überschritten hat. Der größte US-Vermögensverwalter ist nun auch offiziell Großaktionär der RWE. Größter Anteilseigner ist der Staatsfonds Qatar Holdings LLC mit 9,09%. Daneben hält die Bank of America (Merryll Lynch) einen Anteil von 5,003 %.

Die Großaktionäre sind interessant, weil RWE auch in den USA aktiv ist. Dort schloss das Management am Donnerstag eine Kooperation mit Amazon ab. RWE liefert langfristig Solar- und Windstrom für Amazon-Cloud-Datacenter. Im Gegenzug bekommt RWE Zugang zu AI-Kapazitäten, mit denen man die Handelsalgorithmen für den Stromhandel (Trading & RiskManagement) verbessern will. Gemäß Pressemitteilung verspricht man sich eine AI-bedingte Ertragssteigerung von 30 Prozent. Der größte Nutzen dürfte nicht im Trading sondern in der Risikovorsorge erzielt werden. Die Black-Outs in Spanien, Portugal und Südfrankreich vor einem Monat sind höchstwahrscheinlich einem unzureichendem Risikomanagement zuzuschreiben. Die Solar- und Windparks in den USA galten unter Trump II als Risikoassets, es war fraglich, ob die Planerträge erzielt werden können. Dieses Risiko wird gerade ausgepreist.

Im Stillhalter Handelssystem wird bereits seit dem Jahreswechsel kontinuierlich eine defensive Stillhalterposition mit der RWE als Basiswert gefahren. Diese Positionen wurden mit dem charttechnischen Ausbruch der Aktie aus der Tradingrange in ein separates Handelssystem ausgegliedert. Wie bei dem Bayer Turnaround Handelssystem wurde trendfolgend eine langlaufende Call-Option erworben. Diese erlaubt es, im Dezember 2026 die Aktie zu 40 € zu erwerben. Die beiden Handelssysteme (Bayer/RWE) unterscheiden sich in der impliziten Volatilität. Die Bayer Aktie ist ein Fallen Angle. Optionen sind teuer, die implizite Volatilität hoch. Das Handelssystem betreibt Volatility Harvesting. Die RWE-Aktie zahlt eine Dividende und hat(te) wenig Kurspotenzial. Das schreiben konservativer Stillhalter-Optionen versprach eine Brot- und Butter-Rendite.

Abbildung 1: Wertentwicklung des RWE Stillhalter-Handelssystems (10 Kontrakte, Kapitalbindung: 40 k€, Marginanforderung: ca. 5 k€) mit Positionseröffnungen und Preisentwicklung der Aktie.

Die Abb. 1 zeigt die Risiken einer Stillhalterstrategie: Die Kursschwäche rund um den US-Liberation-Day führten das Handelssystem kurzfristig ins Buchwert-Minus. Die Aktie selbst handelte deutlich oberhalb der Marktpreise im Februar.

Obwohl zuletzt die doppelte Kontraktzahl eröffnet wurde, konnte das Handelssystem die jüngste Preisdynamik der Aktie nicht mehr abbilden. Das Hinzumischen eines Long-Calls ermöglicht die Partizipation an weiteren Preissteigerungen, ohne die Risiken des Handelssystems zu verändern.

Im Stillhalter-Handelssystem sind seit Januar kontinuierlich RWE-Optionen offen. Diese haben das bisherige Seitwärts-Preisgeschehen mit einer Basisrendite von ca. 13 % p.a. begleitet. Mit dem charttechnischen Ausbruch der Aktie wurde eine Call-Option erworben, die eine Partizipation an einem dynamischen Marktgeschehen ermöglicht. Die bisherigen Stillhaltertrades wurden in das RWE-Handelssystem überführt. Im Dezember 2026 kann die Aktie zu 40 € erworben werden. Bis dahin schreibt das Handelssystem kontinuierlich Put-Optionen, die mindestens die Preisdifferenz von 4,5 € (40 - 35,5), den Kaufpreis der Call-Option (2,4 €) und 1,1 € Dividende erwirtschaften sollen. Seit Januar hat das Handelssystem eine Optionsprämie von 2,03 € pro Aktie eingenommen. 84 ct. haben sich pro Aktie als Buchertrag angesammelt (Stand 14.6.).

ReConcept emittiert BESS-Anleihe

Batterieenergiespeichersysteme (BESS) sind gerade in aller Munde. Ausgediente Kraftwerke mit bestehender Energieinfrastruktur sind bevorzugte Standorte, Knotenpunkte von Hochspannungstrassen, E-Ladepunkte für LKW oder auch Industriekomplexe mit definierten Lastprofilen. Überall dort werden Netzspeicher entstehen, die Lastspitzen abfedern, Dunkelflauten managen und das Gesamtnetz stabilisieren. Die erzielbaren Renditen sind hoch. Das zeigt bereits ein Blick auf die Statistik negativer Börsenstrompreise in Deutschland. Auch wenn die aktuelle Regierung wieder mächtig auf der Bremse steht, kann die Industrie noch von den Fortschritten aus der Ampel-Phase zehren. Ein Teil der zukünftigen Profitabilität der RWE hängt auch am Betrieb von Netzspeichern. Die Kooperation mit Amazon dient der Renditeoptimierung insbesondere in diesem Bereich.

ReConcept ist eine Kapitalsammelstelle für die Projektentwicklung für nachhaltige Energien. Die GmbH bediente früher das Graumarkt-Segment. Seit der Prokon-Pleite ist diese Nische verbrannt. Reconcept emittiert nun börsennotierte Anleihen. Die bisher aufgelegten, gut verzinsten Solar-Anleihen notieren unisono um Pari notieren. Sie schütten ganz langweilig halbjährliche Kuponzahlungen aus. Nun erweitern die Hamburger ihr Portfolio. Die nun in der Zeichnung befindliche Anleihe finanziert die Projektentwicklung von Batteriespeichern. Das ist risikoreicher, als der spätere Betrieb. Deshalb bietet ReConcept eine Verzinsung von 6,75% für die Anleihe mit 5 jähriger Laufzeit. Eine ideale Ergänzung zur RWE-Handelsstrategie, findet Hieronymus.

Peter Thiel schickt Krypto-Firma ins Rennen

Der Name ist Programm: Bullish Global. So heißt die Company, die im Auftrag des derzeit mächtigsten Menschen in den USA die Krypto-Revolution begleiten soll. Die FT schreibt, dass Thiel einen Antrag auf Börsenzulassung gestellt hat.

Bullish describes itself as a blockchain-based crypto exchange offering »market leading order depth and consistently tight spread« (FT).

Bullish Global’s IPO is not just another listing — it represents a pivotal moment for the crypto industry. The exchange, founded in 2021 by Block.one with an initial investment of $10 billion, has positioned itself as a leader in institutional crypto trading. Its deeply liquid global order book offers tight spreads and low fees, catering to advanced traders and institutions dealing in Bitcoin, Ethereum, and other digital assets. With offices in the U.S., Hong Kong, Singapore, Gibraltar, and the Cayman Islands, Bullish has established a robust global footprint.(OKX)

Da ist sie, die Wette auf eine institutionelle Durchdringung des Krypto-Space. Mit dem Börsengang rückt Thiel seine Krypto-Exchange ins Rampenlicht: Schaut her, wir sind die Experten für den institutionellen Bedarf. Welch eine Wohltat nach den vielen MicroStrategy-CopyCats, die nichts weiter sind, als aufgeblasene und schön angemalte Krypto-Schatztruhen.

Neue MicroStrategy CopyCats

Keine Woche ohne CopyCats. Es herrscht Goldgräberstimmung.

Anthony Pompliano hostet einen Krypto-Podcast und erreicht via X 1,7 Mio. Follower. Die FT bezeichnet ihn als einen der einflußreichsten Krypto-Influencer in den USA. ProCapBTC soll das CopyCat heißen. Es wird via eines SPAC-Mergers mit der Aktienhülle Columbus Circle Capital 1 an die Börse gebracht. Die Emission soll 550 Mio. $ erlösen. Weitere 250 Mio. $ werden über eine Wandelanleihe emittiert. Für 750 Mio. $ will ProCapBTC Bitcoin kaufen und anschließend wegschließen.

Wie lange dieses Standard-Betriebsmodell für CopyCats wohl noch funktioniert …

Die stetig weiter wachsende Pipeline an Firmen, die Bitcoin-Schatztruhen aufstellen, korrespondiert nicht mehr mit Preissteigerungen beim Bitcoin selbst. Zudem erodiert die Risikowahrnehmung. Die implizite Volatilität bei Bitcoin-ETF ist in der vergangenen Woche um 10 Prozentpunkte gesunken.

Hausse bei Metaplanet

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Abbildung 2: Preisentwicklung der Metaplanet (in ¥)

Den Vogel schießt gerade Metaplanet ab. Seit Mai 2024 ist das Unternehmen (im übertragenen Sinne) die japanische Außenstelle von MicroStrategie. Bis zur Corona-Epidemie betrieb Metaplanet durchaus erfolgreich Budget-Hotels. Unter dem Label Red Planet Japan (RPJ), eröffnete man an strategisch interessanten Orten Hotels, die Geschäftsprozesse zeichneten sich durch einen hohen Grad an Digitalisierung aus. Die Epidemie setzte dem Geschäftsmodell zu. Das Management versuchte, die Dienstleistungen zu diversifizieren. Es dauerte aber bis 2024, bis man fündig wurde.

Im Chart ist der Begin der CopyCat-Karriere am plötzlich gestiegenen Handelsvolumen erkennbar. Der Marktpreis der Aktie explodierte. Das ist im linearen Chart nicht gut erkennbar: Der Aktienpreis stieg von 22 Yen im Mai 2024 auf 275 Yen im Juli 2024. Bis November kostete die Aktie ca. 100 ¥, versiebenfachte sich in den folgenden zwei Monaten um sich danach bis Mai 2025 bei 350 ¥ zu stabilisieren. Aktuell kostet die Aktie 1600 ¥. Der Grund für die nochmalige Preisexplosion: Das Management platziert überall die gleiche Story: Metaplanet wird zukünftig ein Prozent des verfügbaren Bitcoin-Volumens in seinem Tresor verwahren.

Wie MicroStrategy versieht auch Metaplanet seine Bitcoinreserven mit einem Mehrwert. Erstens erlaubt die Rechtsform “Aktiengesellschaft” einen unproblematischen Zugang auf für institutionelles Kapital. Zweitens setzt Metaplanet seinen Coin-Bestand z.B. für Optionstrading ein und arbeitet scheinbar erfolgreich mit Stillhalterstrategien. Auch planbare Bitcoin-Zukäufe werden per Termin über Optionsgeschäfte durchgeführt.

Der Erfolg von Metaplanet führt auch in Japan zu Kopierversuchen. Der Hype ist nicht so ausgeprägt, wie in den USA, mit ANAP Holdings und Remixpoint haben es aber zwei CopyCats zu einer globalen Aufmerksamkeit geschafft.