Low Altitude Economy
Jede kriegerische Phase bringt neben Zerstörungen auch technologische Fortschritte. B+C-Waffen entstanden im ersten Weltkrieg, A-Waffen im zweiten. Der Kalte Krieg führte den Menschen auf den Mond. Aktuell entscheiden Drohnen über Erfolge auf den Schlachtfeldern. Es stellt sich die Frage, welche gesellschaftlichen Fortschritte hieraus erwachsen werden. Eine individualiserte Drohnenlogistik und eine decarbonisierte Landwirtschaft sind zwei naheliegende Optionen.
Eine strategische Planung zahlt sich ab und an aus. China öffnet den Luftraum bis 150 m (mit Ausnahmen für Höhen bis 1.000 m) massiv für den kommerziellen Einsatz
mit autonomen Drohnen. Shenzhen, Hefei, Guangzhou, Suzhou und Chengdu sind Modellregionen mit unterschiedlichen kommerziellen,
drohnengestützten Dienstleistungen. Shenzhen entwickelt sich zum Low Altitude Cluster
. Das liegt wesentlich am weltweit größten
Hersteller kommerzieller Drohnen (DJI), nebst einem Zulieferer-Ecosystem. Ca 80 Prozent aller Patente für Drohnen
werden in China eingereicht, DJI ist auch hier fast uneinholbar vorn (79%). In Shenzhen werden 80 – 90 % aller kommerzieller (nicht militärischen) Drohnen hergestellt.
Die kommerzielle Nutzung wird aktiv gefördert. Meituan erhielt im April eine
landesweite Lizenz für die Warenauslieferung mit autonomen Drohnen. Die Drohnen beliefern spezielle Kioske, die auf genehmigten
Luft-Korridoren erreicht werden. In Shenzhen werden darüberhinausgehende Flug-Genehmigungen automatisiert erteilt. Die Stadt spricht selbstbewußt von
einer “Sky City”.
China setzt auf eine Durchdringung autonomer Drohnenlogistik in den Alltag. Täglich werden landesweit mehrere zehntausend Lieferungen drohnengestützt versandt. In Shenzhen gehören Meituan-Drohnen, die zwischen den Hochhäusern navigieren, zum Alltag.
„Ich habe online Kaffee bei Starbucks geordert, der hier gleich per Drohne eintrudeln soll. Mal sehen, ob alles rund läuft“, sagt Herr Hutchinson und blickt gen Himmel. Und da ist sie auch schon: Eine Drohne mit einer Meituan-Takeaway-Box landet langsam an der Drohnenstation. Herr Hutchinson gibt die letzten vier Ziffern seiner Handynummer als Bestätigungscode am Bildschirm ein. Dann öffnet sich die Lieferbox und das Ehepaar erhält seinen gut verpackten, frischen Kaffee.
Bejing Rundschau
Hiervon sind Pilotbezirke in Europa (Hamburg, Paris), USA(North Carolina) oder Singapore weit entfernt. Dort experimentiert man mit autonomen Medikamenten-Lieferungen …
Bis 2035 strebt China in der Drohnenlogistik nebst Flugtaxis einen Jahresumsatz von 490 Mrd. $ an.
Decarbonisierung der Landwirtschaft
Ohne eine radikal andere Landwirtschaft können die Klimagas-Emissionsziele unmöglich erreicht werden. Obwohl auf vielen Höfen große Solaranlagen installiert wurden und man die Felder autark bewirtschaften könnte, gibt es außerhalb des Drogenanbaus (Weinbau) keine elektrisch betriebenen landwirtschaftlichen Geräte. Mehr noch: die meisten Bauern können sich nicht vorstellen, dass Landwirtschaft ohne dieselbetriebene Fahrzeuge möglich ist.
Vielleicht muss man einfach radikaler denken. Die Decarbonisierung der industrialisierten Landwirtschaft ist mehr als der Austausch fossil betriebener landwirtschaftlicher Maschinen. Sie geht einher mit einer Automatisierung und Digitalisierung des Anbaus von Feldfrüchten. Das ist keine neue Erkenntnis. Monsanto hat bereits im ausgehenden 20. Jahrhundert Agrarflächen in den USA katalogisiert und für eine automatisierte Bewirtschaftung vorbereitet. Bayer hat wegen diesem Schatz die Fusion mit Monsanto vorangetrieben (Precision Farming). Heute ist Bayer in Europa Platzhirsch für die Kartierung und AI-gestützte automatisierte Feldbestellung. Die Vision, globaler Marktführer zu werden, konnte wegen der Glyphosat-Altlasten nicht realisiert werden. Der Markt wird in Nordamerika von Corteva, in den Schwellenländern von Syngenta und in China durch DJI und XAG bedient.
China scheint aber die technologische Führung übernommen zu haben. Dort bedient etwa ein Drittel aller kommerziellen Drohneneinsätze die Landwirtschaft. Drohnen kümmern sich um die Versorgung mit Dünger, sie bekämpfen Ungeziefer mit Pestiziden und überwachen das Pflanzenwachstum bzw. die Reife der Feldfrüchte.
Investments in der Low Altitude Economy
Fragt man ChatGPT, ob die niederländische Beteiligungsgesellschaft Prosus in das Geschäftsfeld autonome Drohnenlogistik
investiert, ist ein klares jein
die
Antwort. Obwohl Lieferdienste einen Investitionsschwerpunkt darstellen (zuletzt wurde eine Beteiligung an Delivery Hero öffentlich gemacht), ist das
Management noch nicht auf den Trend »Drohnenlogistik« aufgesprungen. Auch die schwedische Private Equity Gesellschaft EQT scheint ihre Füße noch still zu halten.
Der Aktienkurs von Meituan, dem Pionier in Shenzhen erzwingt aktuell ebenfalls kein Investment.

Meituan konkurriert mit konventionellen Lieferdiensten. Der Markt ist hart umkämpft, die Margen sind entsprechend niedrig. Das Drohnengeschäft ist immer noch ein Marketing-Gag, der Beitrag zum Unternehmensergebnis ist vernachlässigbar. Das könnte sich in ein paar Jahren ändern!
Ob ein strategisches Investment in einen chinesischen Wert sinnhaft ist? Zwar ist Meituan Technologieführer, die Konkurrenz (namentlich Alibaba, Tencent, JD) ist im Zweifel sehr kapitalkräftig. Deshalb ist ein diversifiziertes Investment in Prosus im Zweifel zielführender. Das Unternehmen ist global an Lieferdiensten beteiligt und entwickelt Investitionen in dieser Branche als strategischen Schwerpunkt (und Alleinstellungsmerkmal).
Indirekt ist natürlich die
Stillhalterstrategie: Hensoldt
Die Stillhalterstrategie fokussiert sich immer mehr auf das Volatility Harvesting
. Hensoldt bietet sich aktuell an.
Das Rüstungsunternehmen profitiert von der Aufrüstung in Europa.

Der Chart zeigt die jüngste Preisdynamik. Intuitiv extrapoliert man den Preistrend in die Zukunft. Fakt ist allerdings, dass sich auch bei der Hensoldt dynamische und statische Marktphasen abwechseln. Im Mai ist der Aktienpreis von 60 auf 100 € geklettert. Aktuell korrigiert die Aktie diesen Preissprung aus.
Die Spekulation auf höhere Marktpreise wirkt sich auf Optionsprämien aus. Der Optionshandel ist zwar nur mässig liquide, die Spreads sind hoch. Da die Aktie ein »high Beta«-Wert ist, schwankt der der Preis der Aktie intraday aber so stark, dass trotzdem die gewünschten Handelspreise erzielt werden.
Im Rahmen der Stillhalterstrategie darf die Aktie bis August auf 70 € sinken (Aktuell: 95 €). Dann erzieht die Stillhalterposition dank der hohen Volatilität (74%) eine Rendite von 17,5 % pa (135 % bezogen auf die gebundene Margin).
Preis einer ideologischen Entscheidung
Großbritannien setzt weiterhin auf Atomkraft. Im Jahr 2006 entschied die damalige Regierung, in Hinkley Point ein neues AKW zu bauen. Das Kraftwerk sollte 18 Mrd. £ kosten. Der Auftrag ging an eine Tochter der EDF. Eine Amortisation der hohen Investitionskosten ermöglichte eine langfristige Strompreisgarantie des britischen Staats. Neben der EDF finanzierte ein chinesischer Investor (CGN) das Bauvorhaben.
Die Kosten haben sich seit der Planungsphase auf 48 Mrd. £ mehr als verdreifacht. Der chinesische Investor hat sich vollständig zurück gezogen. Eine Inbetriebnahme ist nach mehreren Verzögerungen nun zwischen 2029 und 2031 vorgesehen. Der Reaktor liefert dann 25 TWh/a (Grundlast). Bezogen auf eine Lebensdauer von 20 Jahren entspricht dies eines Strompreises von ca. 14 Pence pro KWh. Zum Vergleich: Regenerative Energie kostet zwischen 4 und 8 Pence pro KWh. Die Investitionskosten für Windkraftprojekte sind 50 % niedriger. Würde man die Differenz in Speicher investieren, könnte man AKW’s problemlos substituieren.
Soweit ist die Gesellschaft aber nicht.
Die Wochenendausgabe der FT macht auf mit der Meldung: »Apollo backs Hinkley nuclear plant«. Die US-Private-Equity-Gesellschaft engagiert sich auch auf dem Private-Credit-Marktsegment. Es wird eine Kreditlinie über 5,8 Mrd. £ bereitgestellt; Laufzeit 12 Jahre, Zinssatz: ca. 7 %. Gemäß FT ist der Bau des AKW damit »gerettet«.
Auch die aktuelle deutsche Bundesregierung investiert lieber zweistellige Milliardenbeträge in überflüssige Gaskraftwerke als konsequent auf Zukunftstechnologien zu setzen. Die Gesellschaft trägt die Kosten dieser ideologisch begründeten Fehlentscheidung.
An dieser Stelle weisst

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