Mischkonzerne und Stillhalter
Das Coverbild zeigt das Lenniger Tal – intakte Natur und ein Schornstein. Ist das die ultimative Vision
für Europa? Die Koexistenz einer lebenswerten Umwelt und einer modernen Industriegesellschaft?
Möglich. Kann aber in dieser Umgebung Innovation stattfinden? Xiaomi macht gerade vor, wie das heute geht.
Innerhalb von 6 Monaten eine Automobilproduktion aus dem Boden stampfen, ein erstes, preiswertes Modell
lancieren und danach der globalen Konkurrenz das Fürchten lehren.
Xiaomi YU7
Es sieht aus, wie ein Ferrari, ist aber elektrisch, fährt natürlich autonom und hat ein Xiaomi Smartphone als Zündschlüssel. Der Preis: 35.370 $, genauso viel wie ein Tesla. Die Reichweite: 835 km mit einer Batterieladung. Am Donnerstag wurde die Warteliste freigeschaltet. Nach 180 Sekunden waren 200.000 Fahrzeuge vorbestellt. Zur Markteröffnung in Hongkong sprang die Aktie um 8 Prozent auf ein neues Allzeithoch.
So geht Auto-Hype.


Am Kapitalmarkt spielt Xiaomi in einer eigenen Klasse. Das Unternehmen hat als Alleinstellungsmerkmal seine Kernkompetenz in der User-Interaktion. Das Fahrzeug ist für Xiaomi Dienstleister für die Mobilitätsbedürfnisse der Kunden. Selbst bei Tesla steht das Know-how der Fortbewegung im Zentrum, bei Toyota und VW sowieso. Xiaomi-Fahrzeuge fahren natürlich auch. Die technischen Daten stehen denen klassischer Produkte um nichts nach. Wie bereits bei Smartphones, punktet Xiaomi mit Qualität zu unschlagbaren Preisen. Was Qualität ist, definiert dort aber nicht (nur) eine Norm oder ein, aus Ingenieuren bestehendes Gremium, sondern der Kunde.
Xiaomi spielt, wie Hyundai und auch Jardine Matheson, die Stärken eines Mischkonzerns aus. Siemens und GE verabschieden sich seit einiger Zeit aus dieser Tradition. Die Kapitalmärkte sind aktuell von beiden Konzepten begeistert.
Mischkonzeran you reverse the changes to the css file Vielleicht reflektiert der Erfolg von Konglomeraten an den Finanzmärkten die neue Attraktivität opaker Strukturen. Ihr Erfolg speist sich aus einer Kombination aus Effizienz und sehr guten Verbindungen in die Machtzentren. Die jüngste Outperformance des italienischen Aktienmarktes in Europa ist auch der »hohen Dichte« vom Konglomeraten dort geschuldet. Ggf. gehört der berüchtigte Konglomeratsabschlag für börsennotierte Mischkonzerne der Vergangenheit an …
Stillhalterstrategie: Intel
Die Attraktivität von Intel als Basiswert für eine Optionsstrategie wurde zuletzt im Wochenbericht 16/25 ausgeführt. Damals
diskutierte
Damals handelte der Wert in der Nähe des Mehrjahrestiefs bei 19 $. Ein Bruch dieser Marke hätte einen weiteren charttechnisch getriebenen Ausverkauf des Werts nach sich gezogen.

Die »Unterstützung« hielt jedoch. Der Wert handelt seit 11 Monaten innerhalb einer Tradingrange zwischen 19 und 22,50 $. Für den Optionshandel interessant: Der Optionshandel ist sehr liquide, die Spreads sind gering und die implizite Volatilität ist mit 50 % konstant hoch. Absicherungen gegen einen Preisverfall und Spekulationen auf einen Turnaround sind teuer. Stillhalterpositionen sind entsprechend attraktiv.
Bei einem Aktienkurs von 20 $ wurde am 27. Mai ein Put verkauft, der im Falle von Kursverlusten der Aktie einen Kauf der Aktie zu 18 $ ermöglicht hätte. Tatsächlich kletterte die Aktie aber bis zur oberen Begrenzung der Tradingrange. Die Position konnte vorzeitig mit dem Planertrag (Rendite: 21 %pa) geschlossen werden.
Die hohe Volatilität, die Nähe des Aktienpreises zur oberen Begrenzung der Tradingrange und die Saisonalität (Sommerhandel) laden förmlich zu einer direkten Fortsetzung des Optionshandels mit diesem Basiswert ein. Die Kennzahlen sind vielversprechend:
Fälligkeit | Strike | Verkaufspreis | Delta | Max. Rendite (Margin) | Max. Rendite (Cash) | Volatilität | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sep | Put | 20 | 0,91 $ | 0,26 | 134 % pa | 19,5 % | 49 % |
Sep | Call | 28 | 0,61 $ | 0,23 | 78 % pa | 9,5 % | 49 % |
Die kombinierten Prämieneinnahmen ermöglichen einen profitablen Abschluß des Trades im Preisbereich zwischen 18,5 und 29,5 $. Starke Preisbewegungen führen zwar zu vorübergehenden Buchwertverlusten. Zum Abschluß des Sommers 2025 wird abgerechnet: Notiert die Intel-Aktie dann zwischen 19 und 29 $, ist der Optionshandel profitabel. Das Ziel ist, mindestens 1 $ pro Aktie (oder 4,5% bezogen auf den aktuellen Handelswert der Aktie) zu erlösen. Intel schüttet am 5. August die nächste Dividende aus (0,125 $/Aktie).
Aktuell steigt die bereits sehr hohe Volatilität noch weiter an. Das reflektiert die Risikowahrnehmung für diesen Wert. Große Portfoliopositionen
verbieten sich. Als Beimischung zur Bayer-Turnaround-Strategie und der ebenfalls zum Zwecke
des Volatility-Harvestings
durchgeführten Bitcoin Spreadstrategie ist Intel aus heutiger Sicht perfekt.
Am Freitag gab Intel bekannt, dass Safroadu Yeboah-Amankwah, Intels oberster Strategiechef, das Unternehmen zum 30. Juni verlassen wird. Dies ist die jüngste Veränderung unter der Führung des neuen CEO Lip-Bu Tan, der den Chiphersteller im März übernommen hat.
Yeboah-Amankwah war seit 2020 als Chief Strategy Officer tätig und verantwortete Wachstumsinitiativen, strategische Partnerschaften und Kapitalanlagen für Intel.
Die Umstrukturierung des Dinosauriers der Chip-Industrie nimmt offenbar Gestalt an. Die Aktie reagierte zunächst positiv auf diese Meldung.
Volatility Harvesting: Resümee der Stillhalterstrategie
Seit dem Jahreswechsel konzentriert sich die Stillhalterstrategie auf die Identifizierung von Basiswerten mit hoher impliziter Volatilität, bei denen die Volatilität maßgeblich die Spekulation auf Preissteigerungen des Basiswerts reflektiert. Die derzeitige Marktphase stützt rückblickend diesen Ansatz. Die Geopolitik wirft die Gewohnheiten der letzten Jahrzehnte mit Verve über Board. Unternehmen müssen sich den anderen Rahmenbedingungen anpassen. Dies öffnet der Spekulation über Turnaroundkandidaten Tür und Tor.
Die Bitcoin-Handelsstrategie lieferte die Initialzündung für den Strategiewechsel.
Zwar blieb die Handelsstrategie nicht von einem DrawDown im April verschont. Als passiv ausgelegte Handelsstrategie konnte der vorübergehende Buchwertverlust ausgesessen werden. Der systematische Verkauf hoher Volatilität war im ersten Halbjahr 2025 sehr erfolgreich. In die in der Abb. 4 dargestellten Performance sind einige Bitcoin-Optionstrades eingeflossen, die als Stillhalter konzipiert waren. Die als Spread aufgesetzten Positionen sind ausschließlich in der Bitcoin-Strategie verbucht. Die Positionen der Bayer Turnaround Handelsstrategie sind in der Stillhalterstrategie enthalten.
Wie in den jüngsten Wochenberichten ausgeführt, rollt Volatility Harvesting
auf weitere Basiswerte aus.
Das Netzwerk an Entscheidungsparametern wird kontinuierlich optimiert.
Der große Vorzug des Stillhalterhandels ist die Vorhersehbarkeit von Trades. Es genügt, die Kenndaten am Abend zu überwachen und ggf. Rückkauforders zu platzieren. In ruhigen Marktphasen werden diese wegen des stetigen Zeitwertverlustes der Optionen regelmäßig in den kommenden Tagen ausgeführt.
Das Handelssystem hat sein Ertragsziel für das Jahr erreicht. Für das zweite Halbjahr ist eine defensivere Aufstellung geplant, die mehr Gewicht auf den Kapitalerhalt legt.
Sommerhandel
In Deutschland haben die Sommerferien in den ersten Bundesländern angefangen. In den USA steht der Independence-Day bevor. Die Kapitalmärkte gehen in den Sommer über.
Üblicherweise bewegen sich die Marktpreise per Saldo in den Sommermonaten wenig. Das schließt stärkere Preisbewegungen (aka Sommerrallye) nicht aus. Da die Aktiennotierungen weltweit unmittelbar vor dem Sommerhandel auf oder nahe Allzeithöchsständen sind, spricht vieles für einen Übergang in eine Konsolidierungsphase mit stagnierenden oder leicht sinkenden Marktpreisen.
An Rechtfertigungen für Preissenkungen mangelt es nicht. Das Thema US-Handelszölle ist zuletzt in den Hintergrund getreten. Am Freitag kündigten die USA das mühsam ausgehandelte Handelsprovisorium mit Kanada auf. Der Anlass: Kanada will eine Digitalsteuer einführen. Die Trump-Administration probiert nach der Machtdemonstration im Iran aus, welche neuen Perspektiven sich nun ergeben. Selbstbewußt formuliert man eine »Trump-Doktrin«, die US-Interessen mit maximalem Druck durchsetzt. Um das strategische Ziel, eine Einverleibung Kanadas, zu erreichen, geht vielleicht selbst die Trump-Administration strategisch vor. Eine sorgsam orchestrierte Eskalation im Außenhandel mit Kanada würde den USA kaum schaden. Im Gegenteil: Ein Exempel würde die Position der USA in Verhandlungen mit anderen Handelspartnern deutlich stärken. Was spricht also gegen eine Eskalation des Handelskonflikts mit Kanada im Sommer 2025, der die Kapitalmärkte der Haupthandelspartner der USA in eine Korrekturphase zwingt?