Sie aalen sich in Tümpeln, die sich immer weiter aufheizen und wissen
nicht, wann es an der Zeit ist, ans Ufer zu gehen. Die chinesische Notenbank
pumpt jetzt über 260 Mrd. € in den Markt. Die Aktienmärkte in China und
allen Handelspartnern verteilen schonmal die Beute. Preisfrage: Wer bringt das
Wasser zum kochen und verspeist die Marktfrösche?
Die Rallye zündete die erste Stufe der Bayer-Stillhalter-Turnaroundspekulation.
Die Börsenwoche
Der letzte Wochenbericht war mit »Japanifizierung« übertitelt. Auch die chinesische Notenbank übt sich in dieser Disziplin. Die PBoC senkte den Leitzins auf 1,75 bis 2 Prozent, senkte zudem die Einlagenreserven der Banken und kündigte an, den Bankensektor direkt mit 500 Milliarden Yuan mit Liquidität zu stützen.
Börsengelistete Unternehmen können auf einen Funds mit 300 Milliarden Yuan für Aktienrückkäufe zugreifen. Das entspricht im Grundsatz dem Aktienaufkaufprogramm der japanischen Notenbank. Im Gegensatz zu Japan ist China jedoch ein Schwellenland.
Die Finanzmarktteilnehmer sind von vorangegangenen Stimulus-Programmen Chinas konditioniert und glauben fest an die Wirkung. Es ist einfacher aufzuzählen, was nicht von der China-Phantasie profitiert hat: Die USA. Der dortige Aktienmarkt konnte nur moderate Zugewinne verzeichnen. Das passt zu den isolationistischen Tönen aus den Reihen der Republikaner.
Am Donnerstag verkündete ein Regierungssprecher Saudiarabiens, dass man sich vom Ziel verabschiede, Rohöl für 100$ pro Barel zu verkaufen. Dieser Verkaufspreis hätte bei konstantem Fördervolumen die geplanten Megaprojekte in der arabischen Wüste finanziert, die das Land in die Zukunft führen sollen. Nun muss es die Masse machen. Ab Dezember fördert das Land mit voller Kapazität. Öl-Aktien standen daraufhin ganz oben auf den Verkaufslisten.
Turnaround Stillhalter Handelsstrategie Bayer
Im Wochenbericht 35 stellte
… schreibt (…) kontinuierlich Stillhalter-Optionen und erzielt eine Basisrendite von etwa 10 Prozent pro Jahr. Die Einnahmen aus einigen Stillhaltergeschäften finanzieren langlaufende Call-Optionen.
Sollte die Aktie noch eine Weile auf dem aktuellen Niveau stagnieren behält man die Basisverzinsung. Falls die Aktie aus einem noch unbekannten Grund plötzlich anspringt, verhalten sich die Call-Optionen wie die Aktie selbst. Schließendlich übt man im Erfolgsfall die Optionen zum Ende der Laufzeit (ca. 2028) aus und erhält die Aktien zum vereinbarten Kaufpreis. (…) Bis dahin glänzt die Stillhalterstrategie mit einer deutlich reduzierten Kapitalbindung.
(
Die Einzeltrades sind im Schaufenster zur Stillhalterstrategie einsehbar. Hier eine Zusammenfassung aller Trades, die Preisentwicklung der Aktie und der Verlauf der Risikokenngröße Delta.
Aktienpreis | 13.03. | 26,5 € |
27.09. | 29 € | |
Wertentwicklung | Aktie (500 Stk.): | 1.250 € |
Stillhaltertrades: | 1.215 € | |
Kapitalbindung | Aktie: | 13.250 € |
Stillhaltertrades (Margin): | 5.000 € | |
(Kaufpreis Call-Option): | 1.600 € |
Die Kenngröße »Delta« gibt an, wie groß die Aktienkomponente im Trade ist. Ein Wert von 1 bedeutet, dass sich Aktie und Handelsstrategie identisch verhalten. Ein Wert von 0 besagt, dass der risikolose Zins vereinnahmt wird. Konservative Stillhaltertrades sind mit Werten um 0,2 anleihenähnlich.
- steigende Aktienpreise machen Stillhalterpositionen anleihenähnlicher.
- sinkende Notierungen erhöhen die Aktienkomponente.
Dieser Zusammenhang ist für die großen Ausschläge zur Unterseite verantwortlich. Dies kennzeichnet sämtliche Stillhalter-Positionen und ruft in der Abbildung 1 immer wieder temporäre Werteinbrüche hervor.
Der starke Werteinbruch nach der Eröffnung des Dezember-Kontrakts Anfang September ist der hinzugefügten langlaufenden Call-Position geschuldet. Hierdurch hat sich die Sensibilität der Strategie gegenüber Preisveränderungen der Aktie verdoppelt. Der Wert der Options-Positionen schwankte in der Spitze beinah wie eine entsprechende Aktien-Position. Das Gesamt-Delta ist wegen der nun reaktiveren Call-Option dauerhaft größer.
Das höhere Gesamtdelta stabilisiert ab jetzt den Wertverlauf der Gesamtposition. Sinkt der Aktienpreis wieder, steigt das Delta der Stillhalterposition, gleichzeitig sinkt diese Kenngröße bei der Call-Option. Die Preissensitivität der Gesamtposition bleibt weitgehend konstant; die Asymmetrie des Trades ist gesunken.
Die Phantasie auf eine deutliche Erholung der Konjunktur in China hat in der vergangenen Woche auch die Bayer-Aktie erfasst. Der Konzern erwirtschaftet etwa 10 Prozent seines Umsatzes in China. Deshalb ist der Preisanstieg begründet und könnte sogar nachhaltig sein. Positiv ist: Die Preisentwicklung sollte wenig vom Wahlausgang in den USA abhängig sein. Das US-Geschäft ist so »trump-ready«, wie es bei einem deutschen Konzern überhaupt sein kann.
Die Bayer-Aktie ist in der Berichtswoche 5 Prozent teurer geworden. Die Derivate-Position ist sogar um 31 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen hat die Derivate-Position wegen des bereits wieder sinkendem Delta die Preisbewegung der Aktie trotzdem nur zur Hälfte nachvollzogen. Im Wochenverlauf ist das Delta des Long-Calls bereits deutlich gestiegen.
Fazit Reine Stillhaltergeschäfte bieten bei minimaler Kapitalbindung eine attraktive Basisverzinsung. Ihr Nachteil: Große Preisschwankungen. Konsequenz: Die Stillhalterstrategie kämpft permanent mit großen Drawdowns. Die vergangenen Handelswoche zeigt, dass die Strategie eingebettet in eine langfristige Trunaround-Strategie ihre Stärken klar herausspielt. Das langfristige Ziel ist, die Preisentwicklung der Aktie zu begleiten. In Seitwärtsphasen erwirtschaftet dieser Handelsansatz eine attraktive Basisverzinsung.
Leider sind Setup’s, wie die Bayer-Aktie sie im Frühjahr und Sommer bot, extrem selten.