Quartalszahlen vermischt mit Sorgen vor einer weiteren Ausweitung der Staatsverschuldung in den USA,
zuerst die Deeskalation im Nahen Osten und zum Wochenschluß dann das genaue Gegenteil, über allem
schwebt die Unsicherheit, ob die Wahlen in den USA friedlich verlaufen. Schwächere Aktien- und
auch Rentenmärkte sind die Konsequenz. In Europa ist die Furcht vor einer Ausweitung des Protektionismus
in den USA mit Händen zu greifen, sehr entspannt ist dagegen der Handel in Australien.
Intel mausert sich zu einem veritablen »Stillhalter-King«.
Das Titelbild zeigt die Schlafkabinen eines Luxus-Ressorts in Patagonien …
Minikorrektur vor der US-Wahl
Auch dieses Mal halten sich die Finanzmärkte ans Skript: Unmittelbar vor dem US-Wahltermin am ersten Dienstag im November geben die Aktienmärkte moderat nach und die Volatilität steigt.
Aktuell ist die Differenz zwischen der ausgewiesenen Index-Volatilität im VIX und den zuletzt praktisch vereinnahmten Optionsprämien
besonders hoch. Hieraus schließt die Financial Times auf einen hohen Grad an Spekulation im Markt:
‘The Vix doesn’t look elevated, but if you compare it with realised volatility, it is very elevated . . . Implied vol is telling you the market perceives there to be plenty of risk’, zitiert die FT Binky Chadha, einen Analysten der Deutschen Bank.
Aktuell weist der VIX einen Aufschlag von 12 Punkten gegenüber dem Index der realisierten Volatilität der vergangenen 30 Tage auf, so viel wie zuletzt während dem Mini-August-Crash.
Optionen sollten danach teurer sein. Das gilt nur für kurzlaufende Put- und Call-Optionen. Index-Optionen mit einer Fälligkeit im Januar und Februar werden mit deutlichen Volatilitäts-Abschlägen gehandelt, egal ob es sich um US- australische- oder europäische Indizes handelt.
Wer ab und CNN anschaut (z.B. die Abendsendung »Quest means Business«) und die Werbeblöcke nicht konsequent wegschaltet, kommt an Werbung von Brokern nicht vorbei, die mit der Perspektive auf starke Preisschwankungen am Wahlabend und darüberhinaus Spekulanten anlocken.
Die Finanzmärkte sind im Wahlmodus. Mit der Unsicherheit vor der Wahl und wechselvollen Spekulationen während der
Auszählung der Stimmzettel lässt sich kurzfristig viel Umsatz generieren.
Unabhängig vom Wahlausgang beruhigen sich die Finanzmärkte üblicherweise in den Folgetagen. Die Zeit bis zum
Stabswechsel im Weissen Haus ist regelmäßig von Preisaufschlägen begleitet (Honeymoon des neuen Präsidenten).
Warnsignal Rentenmärkte
Ungewöhnlich sind die Preisaufschläge an den Rentenmärkten und die Entwicklung des Volatilitätsindex für dieses Marktsegment, den MOVE-Index. Danach erwarten institutionelle Rentenhändler eine Phase mit größeren Preisschwankungen am US-Treasuries-Markt. Der Index ist jetzt deutlich über das Niveau aus dem August geklettert. Er reflektiert die Risiken der angekündigten Wirtschaftspolitik beider Präsidentschaftskandidaten für die Renditen am Rentenmarkt.
Nicht nur die Volatilität steigt am Rentenmarkt. Trotz zwei erfolgten und einer dritten eingepreisten Zinssenkung steigen die Renditen in den USA; die Marktpreise für Staatsanleihen sinken über alle Fälligkeiten.
Die Langläufer reagieren besonders empfindlich: Der Marktpreis des ETF mit einem Anleihenkorb mit Laufzeiten von mehr als 20 Jahren ist seit Mitte September um 10 Prozent gesunken. Auf dem aktuellen Preisniveau scheint es allerdings ein erneutes Kaufinteresse für die Anleihen zu geben. Die Umsätze steigen jedenfalls in die fallenden Notierungen hinein kontinuierlich an.
Auch die Rentenmärkte sind im Wahlmodus. Die Spekulation um Leitzinssenkungen ist Geschichte. Die Blicke sind auf die angekündigten fiskalischen Maßnahmen der Kandidaten für das Präsidentenamt gerichtet. Die Renditen für Staatsanleihen sind auf das Niveau des Sommers (vor der ersten Zinssenkung der FED) zurückgekommen.
Ein Renditeanstieg nach den ersten Leitzinssenkungen ist nicht ungewöhnlich, ja so gar gesund. Der aktuelle Preisverlauf bei US-Staatsanleihen gleicht dem nach dem Mid-Cycle-Rate-Cut im Jahre 1995. Damals rollte die FED und Alan Greenspan bekanntlich mit der Zinssenkung der Dot.Com-Rallye bis zur Jahrtausendwende den roten Teppich aus.
Der bisherige Preisverlauf ist (gerade noch) konsistent mit einem »Weiter So« in den USA, die Pläne von Harris oder Trump scheitern an den Kammern des Parlaments. Sollte der Wahlausgang zu klar ausfallen und insbesondere Trump seine toxischen Pläne umsetzen können, dürfte es am Rentenmarkt allerdings rund gehen. Das ist die eigentliche Message der Kombination aus Preisrückgang und Volatilitätsanstieg.
Quartalszahlen, Stillhalterstrategie Intel
In der Berichtswoche legte die Mehrheit der US-Unternehmen Q3-Zahlen vor, darunter die vielbeachteten Technologiegiganten. Amazon und Google konnten überzeugen, der Rest nicht. Nvidia ersetzte zudem Intel im Dow Jones Industrial. Das Modethema »AI« ist kurzfristig ausgereizt. Es wurden massive Investments getätigt (etwa 200 Mrd. $), die sich jetzt beweisen müssen: Insbesondere Microsoft und Apple müssen diesen Test bestehen. Auf Apple lastet zudem die Veröffentlichung von Berkshire Hathaway, dass die umfangreiche Apple-Position im letzten Quartal komplett geschlossen wurde.
Auch Intel gewährte einen Einblick in die Bücher. Wenig überraschend beherrschen Abschreibungen (15,9 Mrd. $) und Restrukturierungskosten(2,8 Mrd. $) die Bilanzen. Die Erwartungen der Analysten waren gering. So war es einfach, bilanziell einen Ertrag von 12 ct. pro Aktie auszuweisen, ein Viertel mehr, als die Konsensschätzung. Intel wies einen Q3-Umsatz von 13,3 Mrd. $ aus (-6,6 % gegenüber Q3 2023.). Für Q4 erwartet der Konzern einen Umsatz von ca. 14 Mrd. $.
Der Aktienpreis schwankte nach der Veröffentlichung des Zahlenwerks stark. Intel beendete den Handel am Freitag mit einem Preisaufschlag von fast 6 %.
Der Aktienpreis ist seit der Gewinnwarnung im August sehr stabil, insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz von AMD.
Skeptiker bezeichnen die Preisentwicklung der Aktie als »Stein, der am Boden festklebt und ereignisgetriggerte Preisavancen als »Dead Cat Bounce«! Das mag erklären, dass die Risikoprämie bei Intel sehr attraktiv ist. Die implizite Volatilität beträgt 51% (AMD: 41%). Da die Preisschwankungen deutlich geringer sind, als bei der risikoärmeren (weil offensichtlich erfolgreicheren) Konkurrenz, bietet sich der Wert für den Optionshandel förmlich an. Hier der Link zum Datenblatt der offenen Position im Stillhalterportfolio: https://still.hieron-y-mus.de/aktuell/intel_dez/, die ein Follow-Up zur planmäßig geschlossenen November-Position ist: https://still.hieron-y-mus.de/closed/intel_nov/. Der Break-Even der aktuellen Position liegt bei 19,21 $, entsprechend einem Preisabschlag von aktuell fast 4 $ pro Aktie.
State of Art Desktop Computer
Unmittelbar vor der Veröffentlichung des Wochenberichts schaut
Der Newsletter bewirbt mit vielen schönen Bildern einen neuen Apple-PC, den MAC Mini M4, der für 700€ zu haben
ist und kleiner ist, als ein »Big Mac«.
Bleibt die Erkenntnis, dass die Produktauswahl absolut im Zeitgeist liegt und man sich besser in Acht nimmt, vor Werbeangeboten aus dem Hause Apple.