The winner takes ist all! In den USA sehnen sich die Bürger nach D. Trump. Die Welt wird nun erneut in »Gut« und »Schlecht« eingeteilt. China und Europa sind »Schlecht«. Australien, Israel und Saudiarabien sind eindeutig »Gut«, bei Russland steht es unentschieden. In den »Guten« Ecken dieser Welt, prosperieren die Kapitalmärkte, anderswo nicht. So einfach ist die Welt unter Trump-2.
Die »goldenen« 1920er waren aus gesellschaftlicher
Perspektive faszinierend. Die Kultur entwickelte sich stürmisch, mensch war nach den Kriegsjahren hungrig auf alles andere.
Der Kapitalismus fuhr eine Friedensdividende ein. Die Bedienung der US-Kriegsanleihen an die Entente-Staaten
schaufelte stetig Kapital in die USA, hier bildete sich eine massive Finanzmarktblase aus. Mit dem Ende des Jahrzehnts
und dem Platzen dieser Blase begannen dort die durch Isolationismus und Merkantilismus verursachten »Bitter Years«. In Italien
erlebte der Faschismus in den 1920ern erste Blüte. In den 1930ern etablierten sich in ganz Europa faschistische
Regime.
Heute ist vieles ähnlich.
Diesmal geht die autoritäre Bewegung von Ungarn aus. Rückblickend war die erste Amtszeit von D. Trump ein Katalysator, wie es
die Machtergreifung der NSDAP in Deutschland 1933 war. Fünf Jahre danach konnte dann mit der Reichsprogromnacht ein unverkennbares
Zeichen gesetzt werden. Die Wiederwahl von D.Trump ist ein gleichartiger Weckruf.
Damals wie heute wussten die Bürger ganz genau, was auf sie zukommen würde. Das gilt auch für die Entwicklung in der Bundesrepublik. Alles andere, als ein deutlicher Rechtsruck bei der Bundestagswahl im Frühjahr 2025 wäre eine faustdicke Überraschung. Bei allem Frust mit der Performance der Scholz-Koalition – Hand aufs Herz – Wer glaubt ernsthaft, dass eine Neuwahl in einen stabilen Zustand führt? Viel wahrscheinlicher sind doch belgische, französische oder holländische Verhältnisse auch hierzulande. Und dennoch fiebert die Republik förmlich diesen Zustand herbei.
In den USA strotzt die Trump-Administration nach dem überzeugenden Wahlerfolg vor Kraft. Sie hat endlich das Mandat, ihre Mission zu erfüllen. Der Umbau der US-Gesellschaft dürfte ähnlich rasant erfolgen, wie 1933 die Zerstörung der Fundamente der Weimarer Republik durch die NSDAP. Europa kann nur hoffen, als zu unbedeutend wahrgenommen zu werden, angesichts der innenpoltischen Prioritäten der Trumpisten und der Sinophobie des zukünftigen Handelsministers (Robert Lighthizer).
Die Trump-Administration erbt eine exzellent aufgestellte US-Ökonomie. Das Wirtschaftswachstum wirkt mit 2,6 Prozent gerade noch nicht inflationär. Das Handelsbilanzdefizit hat sich zuletzt wieder ausgeweitet. Dies ist ein untrügliches Zeichen, dass die US-Ökonomie an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt ist. Die Bewertungen der global aufgestellten US-Unternehmen ist durch die Bank sehr hoch. Firmen, die sich auf den Heimatmarkt konzentrieren, sind deutlich preiswerter.
Hier zwei Charts von Thomas Callum (topdowncharts), die die Bewertungsunterschiede zwischen Trump-1 und Trump-2 skizzieren.
US-Small-Caps sind relativ preiswerter, als 2016, Large-Caps extrem teuer. Im Vergleich zu globalen Bewertungen sind Aktien in den USA in jeder Beziehung sehr teuer.
Um insbesondere die Bewertungsunterschiede zur Konkurrenz aus dem Ausland aufrecht zu halten, sind in der Tat drastische Maßnahmen erforderlich. Hierauf bereiten sich Investoren in europäischen Dividendentiteln vor.
Im obigen Chart sind die Preisentwicklungen in den USA und Europa übereinander gelegt. Üblicherweise sind die beiden Indizes stark korreliert. Auffällig sind die Divergenzen im Sommer und aktuell. Die US-Wahl wirkt wie ein US-Kapitalstaubsauger. Geld wird aus Europa abgezogen; es sammelt sich jenseits des Atlantiks an und verstärkt die Bewertungsunterschiede.
Der EuroStoxx Index handelt lange Perioden ohne Preisschübe. Dies macht ihn zu einem idealen Basiswert für Stillhalterstrategien. Seit Mitte Oktober gehen die Marktpreise aber kontinuierlich zurück. In den USA hält sich der S&P 500 an das übliche Saisonmuster, das bis in das Frühjahr hinein steigende Marktpreise anzeigt.
Auch der australische Blue-Chip-Index ASX 200
ist weniger dynamisch, als der S&P 500 und eignet sich hervorragend für
Stillhalterstrategien. Die Underperformance in lokaler Währung geht jedoch nicht auf Kosten der Korrelation. Eine
Kapitalverschiebung in die USA erfolgt nicht.
Handelssysteme nach der US-Wahl
Falls sich die Aktienmärkte an historische Muster halten, setzt sich die positive Marktphase mindestens bis zur Amtseinführung des neuen Präsidenten am 20. Januar fort. Der australische Aktienmarkt dürfte mögliche Preisaufschläge in den USA nachvollziehen. Deshalb ist eine offensive Ausrichtung des Handelssystems geplant: die nächste Optionsposition wird asymmetrisch eröffnet.
Im ASX-Handelssystems ist die US-Wahl ein Non-Event. Es ist ein Strangle im _Markt, der planmäßig seinen Zeitwert abbaut. Das Handelssystem toleriert aktuell Indexpreisveränderungen von 300 Punkten.
In Europa müssen wir genauer hinschauen. Trotz der Divergenz und des intakten, wenig dynamischen Abwärtstrends ist die Volatilität nach den US-Wahlen deutlich gesunken.
In der Abb. 5 ist der Preisverlauf des EuroStoxx 50 nochmals als Kerzenchart eingefügt. Der aktuelle Abwärtstrend ist eine Fortsetzung des Preisdrifts von Mai bis August. Damals stieg die Volatilität leicht an. Aktuell ist die Volatilität trotz gesunkener Marktpreise an die untere Trendunterstützung herangelaufen. In der jüngeren Vergangenheit folgte auf jede Annäherung an die Trendunterstützung der Volatilität eine Trendverstärkung zur Preisunterseite. Deshalb ist das EuroStoxx-Handelssystem nun gegen Preisrückgänge des Index selbst und einen Anstieg der Volatilität abgesichert. (Anmerkung: Die Darstellung der Absicherung wird in Kürze in die Schaufenster eingepflegt.) Es werden erstmals die neuen Absicherungsmöglichkeiten nach dem Wegfall der Verlustverrechnungsbeschränkung benutzt.
Die Börsenentwicklung in den USA
Wir kommen nicht umhin, das Marktgeschehen in den USA in der Wahlwoche selbst zu besprechen. Der Intraday-Chart der Woche ist aufschlußreich.
Selbst in der Woche zwischen den Jahren schwanken die Notierungen intraday stärker! Vor der Wahl ist noch die Andeutung eines normalen Handels erkennbar. Am Wahltag selbst streben die Notierungen zunächst spekulativ in die Höhe. Nachdem das Wahlergebnis klar ist, enden die üblichen Tagesschwankungen; die Notierungen klettern einfach.
Getreu nach dem Motto: »Trump ist nun Präsident, was kann da noch passieren« spiegelt der Chart eine ausgeprägte Selbstsicherheit der Marktteilnehmer. Aber Achtung: Die Aktienmärkte sind niemals Einbahnstraßen. Nach einer Marktphase ohne Korrekturen folgt immer ein deutlicher Preisrutsch. Gelegenheiten gibt es vermutlich reichlich, nachdem die Euphorie über den klaren Wahlerfolg verflogen ist. Aber wer mag schon gegen die nun allmächtige MAGA-Bewegung spekulieren …