MAGA-feste Assets

Welche Assets sind »Trump2-Fest«? Dies treibt zum Jahreswechsel wohl die Meisten um, die nicht spekulieren möchten. Selten waren die Aussichten auf des kommende Jahr so unsicher, wie 2024/25.
In Down-Under ist die Aktienkultur tief verwurzelt, der Wohlstand vieler ist direkt von Dividendenzahlungen abhängig. Kurz vor dem Jahreswechsel erlebt das Land den größten Börsengang zeit 2018. Erstmals ist es möglich, außerhalb illiquider Fonds­konstruktionen und abseits des grauen Kapitalmarkts Anteile an Datencentern zu halten. Die sind definitiv MAGA-Sicher. Ist das ein Teil der dortigen Daseinsfürsorge oder ein perfekt getimter Sellside-Coup?

Wochenbericht 49/24 Stuttgart, 14. Dec. 2024

USA: weitere Unterwerfungsgesten

Die Liste vermögender US-Amerikaner, die dem neuen Präsidenten huldigen, ist lang. In der vergangenen Woche wurde bekannt, das Sam Altman (OpenAI) eine persönliche Spende über 1 Mio. $ an den Donald Trump Inauguration Fund überwiesen hat. Im Jahr 2015 twitterte Altman noch: »This feels like the worst thing to happen in my life.«

Altman wähnt sich in guter Gesellschaft. Meta, Amazon, Google und auch Perplexity verkündeten ihre unterstützenden Spenden öffentlich. Das ehemals demokratisch geprägte Silicon-Valley orientiert sich angesichts der neuen Machtbasis neu.

Konvergenz oder Divergenz?

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Abbildung 1: Preisentwicklung des EuroStoxx(Kerzen) und des australischen ASX im Vergleich

Vorweihnachtliche Ruhe an den europäischen Aktienbörsen. Nicht einmal der Zinsentscheid der EZB vermochte die Lethargie zu stören. Hieronymus’s Kernaussage der Vorwoche bestätigte der Markt: Die Rallye seit dem Monatswechsel diente dem Abbau von Schieflagen vor dem Hexensabbat in der kommenden Woche. Window-Dressing spielte auch eine Rolle.

Ein Blick in das sommerliche Sydney zeigt ein völlig anderes Bild. Dort kletterten die Notierung nach der US-Wahl auf neue Allzeithöchststände. Mit dem Monatswechsel änderte sich das Regime abrupt: Innerhalb weniger Tage korrigierte der ASX 200 mehr als die Hälfte der vorangegangenen Rallye. Mehr noch: An acht der letzten 10 Handelstage schloss der Index im Minus. Dort geht es mit der gleichen Dynamik runter, wie es vorher in Europa rauf gegangen ist.

Die Notierungen in Sydney sind kurz vor dem Quartalsverfall wieder in der Nähe der Durchschnittspreise der letzten Wochen. Im Ergebnis konvergieren die Aktienmarktnotierungen in Europa und Australien. Gleichzeitig divergieren sie in der Trendbetrachtung.

Die augenscheinliche Divergenz ist bemerkenswert. Es ist unklar, ob dies ebenfalls einen technischen Hintergrund hat. Falls nicht, wertet Hieronymus dies als Frühindikation für allgemein sinkende Notierungen. Dieses Szenario würde wahrscheinlicher, wenn die Notierungen in Sydney unter 8.200 fallen und/oder Japan ein ähnliches Preismuster zeigt. Bislang ist dieses Preismuster auf Australien beschränkt (wenn man den brasilianischen Bovespa ausnimmt).

DigiCo Infrastructure

Am Freitag zelebrierte Australien das größte IPO des Jahres. Der DigiCo Infrastructure REIT schöpfte 2 Mrd. A$ an Liquidität ab. Die Emission war zwar vollständig gezeichnet und ging mit 5 A$ pro Aktie über den Tisch. Am Ende des ersten Handelstages notierte der Wert aber bereits 9% niedriger (4,55 A$). MorningStar ermittelte vorab einen fairen Wert von 3,4 A$. Diese Einschätzung wird offenbar vom Markt geteilt.

Dieser Wert gehört trotzdem auf jede Watchlist. DigiCo besitzt und betreibt ein Portfolio von Datencentern in den USA und in Australien. Die Aktie ist eine konservative (anleihenähnliche) Wette auf die Evolution von AI in den USA und dem Südpazifik. Egal wie die Entwicklung weiter geht: Die Erträge aus der Vermietung und dem Betrieb von Datencentern sind wenig volatil.
Die Aktie ist eines der wenigen öffentlich gehandelten Assets in dieser Branche. Die meisten Datencenter werden über Private Equity Fonds finanziert.

Interessantes Detail am Rande: Die Kapazität von Datencentern wird über deren Strombedarf definiert. Die Einnahme aus dem Börsengang will DigiCo in zwei Rechenzentren nahe Sydney investieren. Der Stromhunger: 20 MW (max. 175 GWh/a). Kein Wunder, dass es in Europa keinen Datencenter-Boom gibt.

Die Gesellschaft ist ein SpinOff von HMC Capital, ein »alternativer Vermögensverwalter«, dessen Kernkompetenzen im Immobilienbereich liegen (was auch anders, in Australien?). HMC platziert und betreibt Private-Equity-, Private-Credit-, sowie klassische (offene + geschlossene) Immobilienfonds.

Auch die HMC-Aktie ist am Freitag um fast 8 % preiswerter geworden. Die Gesellschaft hält weiterhin fast 20 % des Stammkapitals der DigiCo. Der Preisverlauf von HMC sagt viel über den Grad der Spekulation in die DigiCo aus: Die Aktie kostete im Mai etwa 4 A$, vor der Emission der DigiCo etwa 7,5 A$. Der Preisverfall der DigiCo nach der Emission ist höchstwahrscheinlich Gewinnmitnahmen von Aktionären der HMC geschuldet, die auf den SpinOff spekuliert haben.

DigiCo Infrastructure ist das größte IPO in Australien seit 2018. Es bietet sämtliche Vorteile des australischen Kapitalmarkts: Steuerfreie Erträge für australische Staatsbürger, Solidität eines REIT’s, Investmentoppurtunität abseits der Untiefen der MAGA-USA. Es ist kaum vorstellbar, dass US-Isolationisten das Geschäftsmodell zerschießen. Schließlich bedient die Firma mit dem Geschäftsfeld »Datencenter« einen Zukunftsmarkt.

Fazit: Ein sehr attraktives, inflationsfestes Investment als Ersatz für einen klassischen Anleihenfonds.

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Was treiben die Rentenmärkte?

Die Dezember-Fälligkeit von Derivaten auf Rentenprodukte war bereits letzte Woche. Seitdem korrigieren die Rentenmärkte in Europa und den USA. Insbesondere Langläufer stehen unter Druck: die Marktpreise sinken, Renditen steigen signifikant. Es schaut fast so aus, als ob die Rentenmärkte diesseits und jenseits des Atlantik das Jahr auf dem Jahrestiefstand (bzw. dem Renditemaximum) beschließen. Die Zinssenkungen der Notenbanken sorgen für keinerlei Entspannung.

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Abbildung 2: Entwicklung des Bund-Futures

Es gilt die Faustregel: Kein Aktien-Bullenmarkt ohne mindestens stabile Rentenmärkte!

Hintergrund der Abgaben bei Staatspapieren sind ausufernde Haushaltsdefizite und ein Inflationsschub als Konsequenz der Handelspolitik der Trump2-Administration. Der Markt preist auch in Europa eine strukturell höhere Inflation ein. Das ist die Kernaussage der aktuellen Chartbilder.

Beim Bund-Future wirken die Aussichten auf erodierende Staatsfinanzen nach der Bundestagswahl zusätzlich preissenkend.

Der Rentenmarkt sendet ein deutliches Signal: Höhere Haushaltsdefizite haben unmittelbare Konsequenzen für die Zinslasten, egal wie die Zinspolitik von EZB oder FED ist.

Sobald der Bund-Future unter 132 € fällt, ist eine (deutliche) Korrektur am Aktienmarkt unausweichlich.

Ein Blick nach Brasilien zeigt das Marktverhalten, wenn die Inflation aus dem Ruder läuft. Entgegen dem allgemeinen Trend erhöhte die brasilianische Notenbank die Leitzinsen in der vergangenen Woche um einen vollen Prozentpunkt (auf 12 Prozent). Die Inflation ist von drei Prozent im Sommer auf jetzt sieben Prozent gestiegen. Die Landeswährung wertet bereits das ganze Jahr ab (Jan: 4,5 USD/Real, Dez: 6 USD/Real). Der Aktienmarkt ist von 137.500 im Sommer (AllTimeHigh) auf 124.600 gesunken und könnte das Jahr auf einem Jahreslow (bisher: 124.000) beschließen.

Dies beschreibt schön das Negativszenario für Europa und die USA unter Trump2.

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Abbildung 3: Inflationserwartungen in Brasilien