Giganten ringen um die Macht

Microsoft und Apple ringen um den Titel des wertvollsten Unternehmens. Microsoft hat gerade die Oberhand. Die Fokussierung auf OpenAI zahlt sich aus. In der jüngeren Vergangenheit markierte der Erfolg Microsofts stets den Beginn einer größeren Korrektur für Technologietitel.

Wochenbericht 2/24 Stuttgart, 13. Jan. 2024

Microsoft ist das wertvollste Unternehmen

Das Jahr 2024 fängt an, wie 2023 aufgehört hat: Big is beautiful, the bigger the more beautiful.

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Abbildung 1: Entwicklung der Marktkapitalisierung von Apple und Microsoft

Für Microsoft zahlt sich das Engagement in OpenAI immer mehr aus. Die Marktkapitalisierung von Apple, des größten Konkurrenten, stagniert seit einem Jahr. Die von Microsoft ist allein im letzten Quartal um 200 Mrd. $ angestiegen.

Zum Wochenschluß konnte sich Microsoft wieder an die Spitze der wertvollsten Unternehmen des Globus setzen.

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Abbildung 2: Kursentwicklung von Apple und Microsoft(blau)

Zuletzt übertrumpfte Microsoft seinen Konkurrenten in der Hochzeit der Corona-Pandemie. Damals trieb die Spekulation um den Erfolg von Teams die Notierungen. Aktuell ist es die Vision einer allumfänglichen Integration von ChatGPT in das Office-Paket.

Der Blick auf den längerfristigen Preisverlauf zeigt aber insbesondere eine Relation zwischen der Überkauftheit der Technologieunternehmen und dem schwindenden Abstand der beiden Unternehmen.

Es spricht einiges für die These, dass die Schlacht um die Vorherrschaft in der Liga der teuersten Unternehmen periodisch zu einer absurden Bewertung führt. Die Unternehmen tauschen um den Preis einer ausgedehnten Preiskorrektur die Plätze im Ranking.

Es würde nicht verwundern, wenn die Outperformance der Nasdaq nun dem Ende entgegengeht.

Russell 2000 ist wieder Underperformer

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Abbildung 3: Kursentwicklung der Nasdaq und des Russell 2000 (blau) im Vergleich

Die Abb. 3 zeigt das Dilemma des US-Aktienmarkts. Seit einem Jahr treten die Notierungen der Masse der US-Unternehmen (blaue Linie) unter großen Schwankungen per Saldo auf der Stelle. Wenige Technologieunternehmen saugen die Anlegergelder förmlich auf. Diese wenigen Unternehmen werden immer teurer und – da Erfolg bekanntlich Sexy macht – nähren steigende Notierungen den Trend. Die Gefahr ist groß, dass sich ein selbstverstärkender Trend etabliert.

Im November und Dezember 2023 gelang es den übrigen US-Unternehmen kurzzeitig diese Entwicklung zu brechen. Am US-Markt entwickelte sich eine sehr breite, sehr dynamische Rallye.

Seit dem Jahreswechsel ist der Markt allerdings in sein altes Muster zurückgekehrt. Der Russell 2000 ist von 2.100 Punkten in der Spitze bereits wieder auf 1.970 zurückgefallen. Die Nasdaq beendete die zweite Handelswoche quasi auf dem Allzeithoch. Hieronymus meldet Zweifel an, ob der Trend des Vorjahres (Stichwort: Magnificent Seven) eine simple Fortsetzung erfährt. Der wahrscheinlichste Verlaufspfad ist aus heutiger Sicht eine Fortsetzung des Musters des 2. Halbjahres: Zurückgehende Notierungen am breiten Markt und stagnierende Preise für die Technologietitel.

In diesem Handelsregime kann insbesondere das vergleichsweise aktive Estx-Handelssystem gut performen. Stillhalter- und passive Handelsansätze müssen untergewichtet werden.

Handelssysteme

Das Estx-Handelssystem begleitete den Preisverfall im zweiten Halbjahr 2023 mit kontinuierlichen Verkäufen von Call-Optionen. Der Wert des Handelssystems stieg in dem schwachen Marktumfeld genauso wie vorher bei stagnierenden Marktpreisen moderat und kontinuierlich. Von März bis Oktober 2023 erzielte das System eine Performance von etwa 20 Prozent. Der Index trat während dieser Zeit per Saldo auf der Stelle.

Dann setzte ein Regimewechsel ein: die Notierungen kletterten innerhalb kurzer Zeit um mehr als 10 Prozent.

Das Estx-Handelssystem kann in solchen Marktphasen konstruktionsbedingt keine positive Performance liefern. Es gelingt aber, keine Verluste zu produzieren! Tatsächlich hörte die Rallye (zurückblickend) im Dezember genauso schnell auf, wie sie begann. Auch dies konnte im Dezember freilich niemand wissen.

Anfang Dezember liefen einige Bestandspositionen deutlich ins Risiko. Der Buchwert des Handelssystems ging um 10 Prozent zurück. Die Verluste hielten sich übergeordnet aber absolut im Rahmen. In der Abb. 4 ist gut erkennbar, wie sich das Handelssystem im anschließenden Seitwärtsmarkt wieder berappelt und im Zuge moderat bröckelnder Notierungen ab dem Jahreswechsel den Basistrend wieder aufnimmt. Die eingegangenen Risiken waren stets moderat: In der Spitze betrug das »Positionsdelta«, also die Sensitivität des Handelssystems für Preisveränderungen des Index selbst, -0.4 – die Wertentwicklung der offenen Positionen entsprach 40 Prozent der Preisschwankungen des Markts. Auf der Übersichtsseite ist der plötzliche Wertverlust gut zu erkennen, als einige Positionen ins Risiko – in diesem Fall: an die obere Begrenzung des Profitabilitäsbereichs – liefen.

Die Performanceentwicklung des Estx-Handelssystems zeigt einen gradlinigen Basistrend mit moderaten Drawdown-Phasen. Zwar ist die Optimierung des operativen Handels eine permanente Aufgabe. Es ist aber nicht zielführend, den Umfang der Drawdownphasen zu »optimieren«. Das destabilisiert eher den gesamten Handelsansatz.

Gerade die Performanceentwicklung im Dezember und den ersten Januar-Wochen zeigt, dass das Optionshandelsmodell selbst in Trendmärkten einem passiven Long-Only Ansatz überlegen ist.

Abbildung 4: Performance des Estx-Handelssystems
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Abbildung 5: Preisentwicklung in Europa