Wenn man nur fest daran glaubt, bringt das Christkind die erhofften Geschenke. An der Wallstreet hat das schon vorab geklappt, nun gehts in die Verlängerung. Mit perfektem Timing präsentiert die Bank of England ein unerwartetes Geschenk für eine weitergehende Spekulation auf sinkende Zinsen. Da mag die Welt drumherum untergehen, das Weihnachtsfest lassen sich die Finanzmärkte nicht nehmen.
Wieviel ohnmächtiger Hass gegenüber den Nachbarn treibt die Hamas-Kämpfer in einen weiteren, aussichtslosen Kampf? Wieviel religöse Verblendung rechtfertigt eine Jahrzehnte währende, systematische Unterdrückung Andersgläubiger durch Israel? Pünktlich zum Advent schießen sie also wieder aufeinander, die Streithähne. Im Grunde ist es ein ganz normaler, dreckiger Stellvertreterkrieg. Der Westen steht hinter Israel, die totalitäre Welt unterstützt die Hamas. Die Palästinenser/innen werden zerrieben.
Als wenn zwei geopolitisch motivierte Kriege auf zwei Kontinenten nicht genug sind, zündelt der autoritäre Teil der Welt nun auch in Südamerika. Venezuela will sich etwa die Hälfte des derzeitigen Territoriums Guyana’s einverleiben. Wie in der Ukraine geht es um Ressourcen: im Urwald westlich des Essequibo wurde Gas und Öl gefunden. Das mit Russland verbündete Venezuela will vorher ganz demokratisch seine Bürger befragen, ob man einmarschieren soll. Die Manipulation von Massen und Wahlen ist bekanntlich eine Kernkompetenz des Maduro-Regimes in Caracas. Das englisch-sprachige, ökonomisch prosperierende aber militärisch schwache Guyana ist ein ideales Opfer, die westliche Dekadenz vorzuführen.
Im Grunde fehlt dann nur noch der Einmarsch China’s in Taiwan, um die Welt auch formal in den dritten Weltkrieg zu befördern. Tolle Aussichten für 2024.
State of the Markets
Der US-Markt hat die Woche mit einem neuen Jahreshoch abgeschlossen.
Damit ist die Preisentwicklung des Sommers/Herbstes eine Korrektur und der Markt ist übergeordnet wieder im Aufwärtstrend, der rückblickend mit dem Low bei 3560 im September 2022 begann. Einige Optimisten hoffen auf eine Fortsetzung der Rallye und einem Jahresschluß oberhalb des Allzeithochs bei 4770, das im Januar 2022 ausgebildet wurde. Wenn überhaupt, wird dies zum Ende des saisonal positiven Zeitfensters im April 2024 eintreten. Solange bestimmt die Hoffnung darauf das Marktgeschehen.
In den USA selbst finden die Kriege dieser Welt nur im Fernsehen statt und füllen die Auftragsbücher und Kassen des militärisch industriellen Komplexes.
US Innenpolik als Unterstützung
Der Optimismus der US-Marktteilnehmer wird zunehmend von positiven innenpolitischen Entwicklungen getragen. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Präsidentschaftswahl einen Generationswechsel einleitet. Bei den Republikanern kristallisiert sich Nikki Haley als Mehrheitskandidatin heraus, bei den Demokraten läuft sich der Gavin Newsom, derzeit Gouverneur Kaliforniens, im Hintergrund warm. Gleichzeitig müssen die extremistischen Hasardeure der Republikaner im Repräsentantenhaus mit der Abberufung von George Santos wegen Hochstapelei eine empfindliche Schlappe verkraften. Im Zuge der Nachwahl in Long Island könnte sich die republikanische Mehrheit nochmals verringern, das Jahr 2024 würde dann ein Jahr der überparteilichen Kompromisse werden. Das ist eine interessante Koinzidenz: Geopolitische Instabilität beantwortet die US-Gesellschaft mit politischer Stabilität. In Europa ist es genau andersherum.
Aber so weit ist es noch nicht. Zunächst gilt es, das Jahr ordentlich abzuschließen.
Die Anatomie des Advents
Die erste Dezemberwoche zeigt ein interessantes Preismuster.
Die erste Dezemberwoche ist nach einer deutlich positiven Novemberentwicklung entweder impulsarm positiv (2004,2005,2020)
oder deutlich negativ (2018,2022).
Der Markt wettet auf eine Wiederholung der Performance 2020.
Wie aus der Zeit gefallen wirkt in diesem Kontext die folgende Graphik
Ein normaler Zinserhöhungszyklus endet mit einer signifikanten konjunkturellen Abschwächung. Wegen der ausgeprägten Verzögerung der Wirkung von Zinserhöhungen ist eine Rezession dann aber unabwendbar. Als Konsequenz sinken die Notierungen an den Aktienmärkten deutlich.
Globaler Realzins
Das ist diesmal anders, so die Hoffnung der Marktteilnehmer. Argumentative Unterstützung bekam diese Fraktion in der vergangenen Woche durch die Bank of England. In einem Blogbeitrag zeigte die Notenbank, warum die Marktzinsen unabhängig von Konjunktur und Geldpolitk nachhaltig sinken müssen.
Ausgangspunkt ist die Observation, dass die realen Zinssätze (Zinsen - Inflation) global seit den 1970ern kontinuierlich sinken. Die Mitarbeiter der Bank of England modellierten die Komponenten, die dieser Entwicklung zugrunde liegen. Ihr Modellansatz liefert etwa ein Prozent niedrigere Zinssätze, als real beobachtet wurde, zeichnet die Entwicklung aber gut nach.
Danach ist insbesondere die Lebenserwartung in einer Gesellschaft zinsbestimmend. Verstärkt wird die Wirkung durch eine kontinuierliche Abschwächung der Wachstumsdynamik in den entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Alle anderen Faktoren sind unbedeutend (auch und insbesondere die Staatsverschuldung).
Im Grunde vergeben die Autoren der japanischen Notenbank den Ehrenpreis für nachhaltige Geldpolitik. Es ist ein Freibrief für die anderen westlichen Notenbanken, die Geldpolitik rasch zu lockern und eine Aufforderung an die Regierungen, die Staatsverschuldung als Chance und nicht als Problem zu verstehen.
Ging vor einem Jahr in den Jahresprognosen der globalen Vermögensverwalter die Welt quasi unter und waren die Prognosen mit vielen Moll-Tönen unterfüttert, erscheint die Welt nun viel rosiger. Man hat Respekt vor den zu schnell und zu weit erhöhten Marktzinsen und der Neubewertung der Schuldenberge aus der Vergangenheit, sieht aber trotz weiter wachsender geopolitischer Spannungen ein Licht am Ende des Tunnels.
Die Bücher wurden zum Monatswechsel aktienseitig am Jahreshoch geschlossen. Nun richten sich die Blicke auf die Chancen (und Risiken) des Jahres 2024. Da kommt die Analyse der Bank of England wie gerufen.
Handelssysteme
Im ASX-Handelssystem konnte das Jahr ebenfalls positiv abgeschlossen werden. Am Freitag
wurde der im Januar fällige Strangle mit dem Zielertrag geschlossen. Dieser erfolgreiche
(passive) Trade brachte das Handelssystem wieder auf Zielkurs. Der Drawdown im Herbst
ist ein nicht übersehbarer Beleg für dem Handelsansatz innewohnenden Risiken. Die
Zielrendite von 20% gibt es nicht zum Nulltarif.
Vielleicht doch Mainstream
Die
Der ASX war aber im Herbst (wie auch später) ein Underperformer. Die Diversifizierung wandelte sich zu einem Risikoasset, die Passivität musste zwischenzeitlich aufgegeben werden. Erst als der ASX sich im allgemeinen Trend erholte und Volatilität abbaute, konnte zum ursprünglichen Handelsansatz zurück gekehrt werden. Im letzten Quartal funktionierte dann auch die Diversifizierung. Der Index baute bei stagnierenden Notierungen einfach Volatilität ab – ein ideales Umfeld für einen Strangle. Zeitgleich mit dem Abschluß der Konsolidierung in den Hauptmärkten (Europa + USA) konnte auch im ASX-System Vollzug gemeldet werden und rechtzeitig vor dem Jahreswechsel das Risiko durch die planmäßige Gewinnmitnahme minimiert werden. Das ist aktuell aber das Oberthema überhaupt. Deshalb ist das ASX-System bislang ein lupenreiner Abriß des Mainstreamhandels und keinesfalls ein einsamer Exot mit einer obskuren Ertragsquelle.